Wiener Studien - Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen der Wiener Studien 113 (2000)


S. Jedrkiewicz, Il convitato sullo sgabello. Plutarco, Esopo ed i Sette Savi. Pisa-Roma: Istituti editoriali e poligrafici internazionali 1997. 171 S. (Filologia e critica. 80.) ISBN 88-8147-102-7

In Plutarchs "Gastmahl der Sieben Weisen" sitzt Aesop als einziger Teilnehmer auf einem Stuhl. J. nimmt diese Sonderstellung zum Anlaß, um nach der Rolle des Fabeldichters in diesem Dialog zu fragen, und er weitet diese Frage aus auf die Suche nach der Funktion von Aesops 'Auftritten' im Gesamtwerk des Plutarch. Als Schlüssel zum Verständnis der Funktion des 'primitiven' Fabeldichters, aber auch der 'vor-philosophischen' Sieben Weisen in einem literarischen Genos, das der philosophischen Suche gewidmet ist, erweist sich dabei das Prinzip des "seriocomico", das für J. den Status einer Methode gewinnt, mittels derer man philosophischen Wahrheiten näherkommen kann, ohne sich einer strengen philosophischen Terminologie oder Methodik bedienen zu müssen. Das "seriocomico" wäre demnach für Plutarch gewissermaßen die Quintessenz einer 'alternativen Philosophie', und Aesop ihr prononciertester Vertreter. Diese Interpretation wirkt auf den ersten Blick bestechend, jedoch scheint mir, daß Plutarch, selbst wenn er diesen Ansatz tatsächlich intendiert haben sollte, ihm in seinem Dialog nicht gerecht wird: Die von den Dialogpartnern vorgetragenen Thesen, Bonmots und Erzählungen vermitteln, auch wenn man die Kategorie des "seriocomico" berücksichtigt, nicht den Hauch einer philosophischen, d. h. platonischen Aussage, und das Urteil, das Wilamowitz über das Thema des Lachens in diesem Dialog gefällt hat, scheint noch immer gültig (Hermes 1890, 196 Anm. 1): "Dem Leser kommt das freilich schliesslich recht albern vor, nam risu inepto res ineptior nullast
Georg Danek