Wiener Studien - Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen der Wiener Studien 113 (2000)


Richard Hunter (Hrsg.), Studies in Heliodorus. Cambridge: The Cambridge Philological Society 1998 (Cambridge Philological Society. Supplementary Volume. 21.) V, 232 S. ISBN 0-906014-19-0

Die Beiträge zu einem Seminar in Cambridge (1996) fallen in drei Kategorien: (1) 'Narrative technique', mit Beiträgen von E. Bowie (,Phoenician Games in H.s' Aith.', zum Assoziationsfeld 'phoinix'), Ph. Hardie (,A Reading of H., Aith. 3.4.1 – 3.5.2', zur ersten Begegnung von Charikleia und Theagenes in Delphi, vor allem mit Bezug auf Erzähltechnik und -perspektive des Kalasiris), R. Hunter (,The Aith. of H.: Beyond Interpretation', vor allem zur Funktion von Knemons Erzählung und zur wichtigen Kategorie 'Interpretation' innerhalb der Handlung) und J. R. Morgan (,Narrative Doublets in H.s' Aith.', zu thematischen Doubletten, die die Handlung strukturieren und den Gegensatz Griechen – Barbaren überbrücken). (2) 'The construction of culture', mit Beiträgen von J. Hilton (,An Ethiopian Paradox: H., Aith. 4.8', zur kulturell und vielleicht religiös konnotierten Hautfarbe Charikleias), und T. Whitmarsh (,The Birth of a Prodigy: H. and the Genealogy of Hellenism', zum Zusammenhang zwischen ethnisch-kultureller Ambivalenz innerhalb der Handlung der Aith. und Transgression von literarischen Ausdrucksformen), und (3) 'Reception', mit Beiträgen von P. A. Agapitos (,Narrative, Rhetoric, and 'Drama' Rediscovered: Scholars and Poets in Byzantium Interpret H.', zu den griechischen Romanen des 12. Jh.s), C. Bertoni - M. Fusillo (,H. Parthenopaeus: The Aith. in Baroque Naples', zu G. Cesare Corteses Epos 'Teagene'), und D. L. Selden (,Aith. and Ethiopianism', zu Fragen der Ethnizität und Hautfarbe in den Aithiopika und im modernen Bewußtsein). Der Bogen des Bandes ist also weit gespannt, die Beiträge liefern viele neue Perspektiven, und doch steht im Zentrum der Interpretation jener Aspekt, der bei Heliodor in den letzten Jahren am meisten Interesse geweckt hat: die Thematisierung von Erzähltechnik, in Verbindung mit dem selbst-reflexiven Status des Erzählers Heliodor und seiner Erzähler.
Georg Danek
 

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