Wiener Studien - Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen der Wiener Studien 113 (2000)


Rainer Thiel, Simplikios und das Ende der neuplatonischen Schule in Athen. Stuttgart: Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1999 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. 1999/8.) 59 S. ISBN 3-515-07551-8

Simplikios gehörte zu den Philosophen, die mit dem letzten Schulhaupt der platonischen Schule in Athen nach Justinians antipaganer Gesetzgebung (529), die ein Lehrverbot für Heiden innerhalb des römischen Reiches verfügte, an den Hof des Perserkönigs Chosroes ausgewandert und dann, nach dem Friedensschluß mit Rom (532), ins römische Reich zurückgekehrt sind. Im Anschluß an den RE-Artikel 'Simplikios' von Karl Praechter (RE III A 1, 1927, s. v. 'Simplicius') und die Publikationen von Alan Cameron über das Ende der spätantiken platonischen Schule in Athen (The End of the Ancient Universities, Cahiers d'Histoire Mondiale 10, 1967, 653 – 673) greift T. die Frage nach dem Verbleib des athenischen Philosophen nach dessen Rückkehr vom Hofe des Perserkönigs erneut auf. Nach eingehenden Studien kommt T. zu dem Schluß, Harran, die weitgehend nichtchristlich gebliebene Stadt in der römischen Provinz Osrhoëne als Ziel anzusehen, wo die Philosophen auf Grund der zugesicherten Religionsfreiheit unter dem Schutz des Perserkönigs ungestört ihre Lehrtätigkeit ausüben konnten und wo sie in weiterer Folge die neuplatonische, später syrischsprachige Philosophenschule begründet haben dürften, die noch Mitte des 10. Jh. bezeugt ist.
Maria-Christine Leitgeb
 

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