Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


La Regola di San Benedetto e le Regole dei Padri, a cura di Salvatore Pricoco. Milano: Mondadori 1995. LXIV, 401 S. (Fondazione Lorenzo Valla. Scrittori greci e latini.) ISBN 88-04-38198-1

Der durch eine Reihe einschlägiger Publikationen, vor allem zum antiken Mönchtum, bekannte sizilianische Gelehrte, Professor für Geschichte des antiken Christentums an der Universität Catania, legt in der ebenfalls lange bekannten italienischen Reihe zweisprachiger kommentierter Editionen neben der Regel Benedikts auch die sog. ,Regeln der Väter' vor. In diesen fünf kurzen Regeln (Regula Quattuor Patrum, Secunda und Tertia Regula Patrum, Regula Macari und Regula Orientalis), die A. de Vogüé 1982 erstmals gemeinsam edierte (SChr. 297/298), erkannte dieser die Regeln des Inselklosters Lérins und deren Weiterbildungen (vgl. meine Anzeige in WSt. 97 [1984], 244ff.); diese Zuweisung hat in den vergangenen fünfzehn Jahren keinen wesentlichen Widerspruch gefunden. So hält sich auch P. nach einer kurzen allgemeinen Einführung in antike Regeln (IXff.) und Darlegung ihrer speziellen Problematik im wesentlichen an dessen heute so gut wie allgemein rezipierte Ergebnisse (XVIIIff.), ebenso an dessen Textgestaltung (vgl. XLVIIIff.). Die Einführung zu Benedikts Regel (XXXff.), einem Text, der seit hundert Jahren im Zentrum philologischen und monastisch-historischen Interesses steht, informiert kurz über den Autor (wobei P. radikalen Zweifeln der jüngsten Vergangenheit, etwa denen von Clark an Gregors Autorschaft der Dialogi, mit Recht die historische Wahrscheinlichkeit mehrfacher lokaler und personaler Bezeugung gegenüberstellt), über Aufbau und Charakter der Regel, über das Verhältnis zum ,Magister' und über Verbreitung und Textgeschichte (im wesentlichen noch nach Traube, doch findet sich ein Hinweis auf meine schweren Bedenken gegen dessen simplifizierendes Schema, LIII Anm.1); die Einleitung beschließt eine kurze Charakteristik vergangener und der vorliegenden Edition und ein Literaturverzeichnis. Die fünf ,Regeln der Väter' (5ff.) und die Regel Benedikts (117ff.) erscheinen jeweils in Text und Übersetzung, mit kurzem kritischem und Quellenapparat. Für Benedikt werden im Text die aus Magister übernommenen Partien nicht herausgehoben, im krit. App. (vernünftiger Weise) nur die Codices A und O und die Editionen von Penco (Firenze 1958), Hanslik (Wien 21977) und Neufville (bei de Vogüé, Paris 1972) verzeichnet, jedoch nicht deren orthographische Details. Der Kommentar (zu den ,Väterregeln' 277ff., zu Benedikt 307ff.) dient vor allem dem Textverständnis und der Erhellung der Beziehungen der Regeln zu ihrem monastisch-asketischen Ambiente und der ihnen vorausliegenden Tradition (LIV).

Der hübsch gestaltete Band bringt keine aufregenden Neuigkeiten, macht aber im Ganzen einen ausgewogenen Eindruck und erfüllt damit seinen Zweck, Benedikt und die Vertreter der südgallischen monastischen Tradition dem einschlägig, aber nicht speziell an detailreichen Einzelproblemen Interessierten nahezubringen.

Klaus Zelzer

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