Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


"Stillsitzen kann ich einfach nicht." Cicero zum Vergnügen, herausgegeben und übersetzt von Marion Giebel. Stuttgart: Reclam 1997. 183 S. 13 Abb. (Universal-Bibliothek. 9652.) ISBN 3-15-009652-9

Der äußere Schein trügt: "Stillsitzen kann ich einfach nicht" ist  kein gewaltsamer Versuch, Gymnasiasten anhand von Witzen und Anekdoten zur Beschäftigung mit Cicero zu überreden, wie die etwas alberne Umschlaggestaltung (Cicero als lachendes, hüpfendes Strichmännchen) sowie der Untertitel vorgeben. (Dem tatsächlichen Wert und Nutzen des Bandes besser entsprochen hätte ein Titel wie "Cicero privat" oder "Cicero - menschlich gesehen".) Die Hrsg. stellt uns anhand einer repräsentativen, der Intention der Sammlung entsprechend vor allem auf Grundlage der Briefe zusammengestellten Auswahl von Cicero-Texten dessen Charakter mit all seinen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen dar. Sowohl die Anordnung der Texte nach Themen als auch die Übertragung in ein zeitgemäßes, gut lesbares Deutsch ermöglichen es an der Antike interessierten, aber mit der lateinischen Sprache nicht/nicht mehr/noch nicht allzu vertrauten Lesern, sich rasch einen Einblick in die Persönlichkeit Ciceros zu verschaffen. Da sich der potentielle Leserkreis gewiß nicht in erster Linie aus Fachleuten zusammensetzen wird, wären an manchen Stellen Erläuterungen zum Text hilfreich gewesen (etwa zur epikureischen Wahrnehmungslehre, 21f.). 13 Abbildungen dienen der Auflockerung, komplettiert wird das - übrigens den neuen Rechtschreibregeln zwar prinzipiell, aber äußerst inkonsequent folgende - Bändchen durch eine Zeittafel, eine knappe, aktuelle und die wesentlichen Monographien zu Cicero umfassende Bibliographie sowie ein Verzeichnis der ausgewählten Textstellen.

Margit Kamptner

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