Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


John J. Keaney, The Composition of Aristotle's Athenaion Politeia. Observation and Explanation. New York-Oxford: Oxford University Press 1992. XII, 191 S. ISBN 0-19-507032-1

K. betrachtet die Schrift des Aristoteles nicht als historischen Text und nicht als eine der Vorarbeiten für die Politik, nicht als Teil einer Sammlung von πολιτεῖαι und nicht als staatspolitische Monographie, sondern als literarischen Text, dessen Zweck es ist zu zeigen, wie der δῆμος Ἀθηναίων, unter Anleitung von Politikern wie Solon und Theramenes, letztlich die politische Kontrolle erringen konnte, die früher bei den Archonten, dem Areopag und dem Rat der Fünfhundert lag. Aristoteles legt dies dar, indem er, wie auch sonst, mit einem ausgreifenden historischen Überblick beginnt und die Ursachen und Zusammenhänge analysiert, die zu einer Entwicklung führen. Die Darstellung des Aristoteles ist, entsprechend der Aufteilung des Themas, in vier Abschnitte gegliedert: (1) Anfang bis c. 3, (2) 5-41, (3) 42-62, (4) 62-Schluß; die Untersuchung K.s behandelt den Text und auch das literarische Genos der πολιτεῖαι, ähnliche Texte, soweit sie zu erkennen sind (Theopomp), Elemente der Sprache, der Komposition und des Aufbaus der Schrift, und die Überreste der anderen Verfassungen. Als Autor der Ath. Pol. kommt für K. nur Aristoteles selbst in Betracht, und zu datieren ist die Schrift in die späten 30er Jahre des 4. Jh. v. Chr.

Herbert Bannert

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