Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


Rosario Cortés Tovar  y  José Carlos Fernández Corte (eds.), Bimilenario de Horacio, Salamanca: Ediciones Universidad de Salamanca 1994. 431 S. (Acta Salmanticensia. Estudios filológicos. 258.) ISBN 84-7481-791-9

Die Akten des Kongresses in Salamanca 1992 bieten ein vielfältiges und verwirrendes Bild. Die im ersten Großabschnitt des umfangreichen Buches zusammengefaßten Aufsätze sind thematisch gegliedert; auf zwei Arbeiten zur Rezeption älterer Dichtung bei Horaz (M. Brioso Sanchez über die hellenistische Tradition, J. C. Fernández Corte über Catull) folgt ein mit "Satíra, temática y teoría literaria" betitelter Abschnitt, der Arbeiten zu sehr unterschiedlichen Themen, keineswegs nur den Satiren vereint. C. Codoñer Merino behandelt die stilistische Terminologie, mit der Horaz in den Satiren und den Carmina seine eigene Dichtung bzw. sein Stilideal beschreibt (diese Inhaltsangabe legt schon nahe, daß die Arbeit wenig Neues bietet), R. Cortés Tovar das Verhältnis des Satirikers zu seinem Vorgänger Lucilius in Theorie (serm. 1, 4) und Praxis (anhand des ersten Satirenbuches), M. Labate seine Beziehung (in Satire und Epode) zu den Elegikern. Trotz der inhaltlichen Nähe steht der folgende Aufsatz über "Giambo ed elegia nell`epodo XI" von A. Barchiesi in einem eigenen Großkapitel "Epodos". Es folgen das Kapitel "Odas" mit einer kurzen Arbeit zur Struktur von carm. 2, 5 von A. Ramirez de Verger, einer ausführlichen von J. L. Vidal zu dem Dauerbrennerthema "Horaz und Augustus" und das Kapitel "Tradicion" mit einem einzigen Aufsatz von V. Cristóbal, "Horacio y el Carpe diem"(!). Unter dem Überbegriff "Horacio y la poesía contemporánea" stehen ein Vergleich von Horaz und Pessoa (der Begriff "zeitgenössisch" ist also sichtlich recht weit gefaßt) von J. L. Conde und eine Auswahl von neueren spanischen Übersetzungen horazischer Gedichte. Es folgt eine große Zahl von kürzeren "Comunicaciones", die in ähnliche thematische Großkapitel gegliedert sind und vielfältige Einzelfragen behandeln. Trotz der angestrebten und auch gebotenen Vielfalt des Bandes scheint es an Wesentlichem zu mangeln: kein einziger Aufsatz beschäftigt sich ausführlich und eingehend mit der Interpretation eines einzelnen Horazgedichts.

Home