Die Ethisierung der Technik und ihre Bedeutung für die Technikfolgenabschätzung

Zehnte österreichische TA-Konferenz, 31. Mai & 1. Juni 2010


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In Debatten um Technik und Ethik geht es zumeist um moralische Fragen, wie etwa darum, ob wir dürfen, was technisch machbar ist. Dies ist traditionell das Terrain der akademischen Ethik. In aktuellen Technikkontroversen sind jedoch ethische Fragen längst zum Politikum geworden.

Auf der TA'10 soll daher das Thema Technik und Ethik in einen größeren Zusammenhang gestellt werden. Denn mit dem Bedeutungszuwachs des ethischen Diskurses für die Problematisierung und Gestaltung von Technologien wandeln sich die Ansprüche an Technology Governance. Verhandlungs- und Beteiligungsformen ändern sich, bestehende Technologien erscheinen in neuem Licht, neue Technologien nehmen ethische Vorgaben auf. Bisher implizite Wertbezüge werden explizit. "Ethisierung" wird damit zu einem wichtigen Faktor und zugleich Indikator für ein verändertes Regulieren und Gestalten von Technologien im 21. Jahrhundert

Obwohl die Begriffe Technik und Ethik - in einem Atemzug genannt - dazu einladen: Die TA'10 sollte sich nicht in Disputen über die Leistungsfähigkeit einer Ethik der Technik erschöpfen. Vielmehr sind darüber hinaus gehende Diskussionen erwünscht, insbesondere zu folgenden Themenstellungen:

  • Ethik und Governance: Wie ändern sich Konflikt-, Politik- und Legitimationsmuster, wenn Technologien aus ethischer Perspektive thematisiert werden – und nicht mehr unter den Aspekten von Risiko und ökonomischem Nutzen?
  • TA und Ethik: Ändern sich Aufgaben und Methoden der TA im Kontext der "Ethisierung"? In welches (Konkurrenz-) Verhältnis gerät TA zu ethikspezifischer Expertise (z.B. ELSI-Forschung, nationale Ethikräte)?
  • Ethik der Technik: Was sind tragfähige normative Prinzipien einer Regulierung technischen Handelns? Bezogen auf TA: Was sind die normativen Grundlagen der TA? Braucht sie welche?
  • Partizipation: Wenn es um Wertfragen geht, kann man Laien nicht ausschließen. Welchen Stellenwert hat partizipative Technikbewertung mit Laienbeteiligung heute?
  • Normative Prinzipien der Technikgestaltung wie Nachhaltigkeit, Vorsorgeprinzip oder Schutz der Privatsphäre werden gerade nicht unter dem Titel der Ethik eingeführt. Welchen Einfluss haben sie auf die Verhandlung und Gestaltung von Technologien?
  • "Technologien der Ethik" (in Anlehnung an Foucault): Ob erweiterte Beteiligung durch E-Governance oder Klimaschutz durch low-carbon technologies: Viele Technologien sind heute eng mit Gemeinwohlansprüchen verbunden. Gleichzeitig zeichnen sie Bilder aktiver, informierter BürgerInnen oder disziplinierter EnergiesparerInnen. Welche Normierungs- und Kontrolleffekte haben "gute" Technologien?
  • Technik ohne Ethik: In manchen Technologien kommt die "Ethisierung" nicht zum Tragen. Welche normativen Voraussetzungen liegen dieser "Ethikabstinenz" zugrunde?