Suchtechnologie an der Schnittstelle von globalem Kapitalismus und lokalen sozio-politischen Kulturen

Suchmaschinen wie Google oder Bing werden im amerikanischen Kontext entwickelt, aber auf der ganzen Welt benützt. Ihre Geschäftsmodelle basieren auf zielgruppen-spezifischer Werbung. Sie sammeln User-Daten und verwandeln diese in User-Profile, die sie an Werbekunden verkaufen.

Hintergrund

Seit der NSA Affäre werden Praktiken des User-Profiling kritisch betrachtet, speziell in Europa mit seinen unterschiedlichen Datenschutzgesetzen, historisch geprägten Vorstellungen von Privatsphäre und sehr unterschiedlichen Steuersystemen. Die Reform des EU Datenschutzgesetzes zeigt tiefliegende Spannungen zwischen globalen Suchmaschinen und europäischen Politik- und Wertesystemen. Es bietet uns die Möglichkeit die schwierige Aufgabe der Übersetzung von kulturell geprägten Begriffen wie Datenschutz, aber auch Vorstellungen von ökonomischem Wachstum und zukünftiger Gesellschaft in EU Gesetzgebung zu beobachten und zu analysieren. 

Ziel

Dementsprechend untersucht das Projekt Glokale Suche die folgenden Forschungsfragen: Welche Visionen und Werte leiten den Prozess der Steuerung von Suchmaschinen auf europäischer Ebene? Und wie verhalten sich europäische Visionen zu nationalen Identitäten, Diskursen und Wertesystemen? Die Studie wird diese Fragen mittels Diskursanalyse von europäischen Policy Dokumenten, österreichischen Medien, und qualitativen Interviews mit europäischen und nationalen InteressensvertreterInnen, die in Governance-Prozesse von  Suchmaschinen involviert sind, beantworten. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf der Reform des EU Datenschutzgesetzes. Die Analyse wird „sozio-technische Imaginationen“ (Jasanoff and Kim 2009) identifizieren, die die Steuerung von Suchmaschinen im europäischen und nationalen Kontext leiten, die An- und Abwesenheit „des Staates“ in diesen Narrationen verfolgen, und analysieren, wie sich österreichische Imaginationen und europäische Visionen gegenseitig herausfordern, widersprechen, und stärken.   

Österreich ist ein interessantes Fallbeispiel, da es eines jener Länder ist, die an einer strengen Datenschutzgesetzgebung festhalten wollen; im Vergleich zu liberaleren Ländern wie Großbritannien, die befürchten, dass ein strenges EU Datenschutzgesetz ihre wirtschaftliche Macht schwächen würde.

Ergebnisse

Empirisch bietet das Projekt Einblicke in komplexe Beziehungen zwischen global operierenden Suchmaschinen wie Google und europäischen Wertesystemen, aber auch europäische Differenzen und die Rolle, die Nationalstaaten in europäischer Netzpolitik spielen (können). Theoretisch kombiniert das Projekt Konzepte aus der Wissenschafts- und Technikforschung, kritischen Theorie, und Technikfolgenabschätzung. Die Projektergebnisse werden in Form von wissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen präsentiert, und dienen als Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen an unterschiedliche InteressensvertreterInnen.

Projektzusammenfassung auf den Webseiten der Österreichischen Nationalbank

Das Projekt wird vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) finanziert; Projektnummer 14702.

Laufzeit

03/2012 - 09/2015

Projektteam

Finanzierung