Alles wird digital – auch die Naturgeschichte! Unterschiedlichste Digitalisierungsansätze revolutionieren derzeit unsere Naturhistorischen Museen, unsere Sicht auf die belebte und unbelebte Natur und unsere wissenschaftlichen Möglichkeiten. Das Projekt BioDigitalisierung widmet sich in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien gesellschaftlichen Potenzialen und offenen Fragen.
Kennen Sie ABOL – den "Austrian Barcode of Life"? DigiBotA – die Initiative zur Digitalisierung botanischer Sammlungen in Österreich? Oder WORMS – das Weltregister meeresbiologischer Organismen? Hinter den Tapetentüren einer altehrwürdigen österreichischen Institution vollzieht sich derzeit eine stille Revolution: die anschaulichen Belegexemplare in den historischen Vitrinen bekommen digitale Zwillinge, unterstützt von komplexen Infrastrukturen und weltumspannenden Netzwerken. Während der Platz für analoge Objekte eng begrenzt ist, scheint der Raum für ihre Datendoubles endlos. Während erstere an einen konkreten Ort gebunden sind, verspricht die Digitalisierung uneingeschränkte Verfügbarkeit.
Aber auch digitale Infrastrukturen und Praktiken stoßen an materielle Grenzen und konfrontieren uns mit neuen und alten Herausforderungen. In enger Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien, gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien, widmet sich dieses Projekt des ITA den vielfältigen Prozessen der BioDigitalisierung, für die das Naturhistorische Museum als wesentliche Drehscheibe und nationaler Knotenpunkt fungiert. Offene Fragen und mögliche Gestaltungsoptionen werden in Hinblick auf die Ansprüche verantwortungsvoller Forschung und Entwicklung diskutiert, wie sie jüngst auch der ‚Digitale Humanismus‘ propagiert. Wie können wir gewährleisten, dass sozio-technische Innovation offen, fair, divers, nachhaltig und demokratie-tauglich sind, und was bedeutet das im konkreten Kontext?
Dabei treffen sich zwei Welten von Wissen: die vielfältige Expertise von Naturwissenschaftler:innen, Techniker:innen und Wissensvermittler:innen des Naturhistorischen Museums ist für dieses Projekt ebenso wesentlich wie das Wissen der Technikfolgenabschätzung über die Auswirkungen digitaler Infrastrukturen und Praktiken auf die Gesellschaft. Die Ergebnisse dieser Studie werden gemeinsam diskutiert und als ITA-Dossier und wissenschaftlicher Bericht veröffentlicht.