Risiko-Governance von Nanomaterialien und Advanced Materials

MMag. Dr.
André Gazsó ist ausgebildeter Philosoph und Biologe mit dem Spezialgebiet Risikoforschung. Er arbeitet derzeit vor allem zu Nanotechnologien. Seit 2013 ist André Gazsó Vorsitzender der Österreichischen Nanoinformationskommission (NIK) des Bundesministeriums für Gesundheit.
Geboren 1959, Studium der Medizin, Biologie (Diplom 1992, Prostaglandin-Stoffwechsel) und Philosophie (Diplom 1994, Dissertation 1996, Biologie und Ethik) an der Universität Wien. 2001 absolvierte er eine postgraduale Ausbildung in Risikokommunikation in Brüssel und in Risikomanagement am Österreichischen Normungsinstitut, wo er 2005 zertifiziert wurde.
Zwischen 1986 und 1991 war Gazsó in der klinischen Forschung tätig, seine Fachbereiche waren Nuklearmedizin und Atheroskleroseforschung. 1996 bis 2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Risikoforschung der Universität Wien.
Seine Karriere in der TA begann 1998 mit Untersuchungen zu thermonuklearer Fusion. In dieser Rolle leitete er eine Reihe von Projekten im Rahmen des EU/Euratom Programms SERF (Socio-economic Research on Fusion). 2002 war er Projektpartner von "Trustnet 2" und seiner Fortsetzung "Trustnet-in-Action", einem europäischen Netzwerk zu Risk Management und Risk Governance. Ab 2003 war er Projektpartner des ITA im Rahmen des Forschungsprogramms GEN:AU zur Gentechnik-Begleitforschung (siehe dazu die ITA-Projekte POCO und COSY).
Seit 2003 Mitglied, wurde Gazsó 2006 stellvertretender Vorsitzender des Standardisierungskomitees "Risiko- und Krisenmanagement" des Österreichischen Normungsinstituts. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur und an der Fachhochschule Campus Wien. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des ITA im Rahmen des Projekts NanoTrust.
André Gazsó hat jüngst ein Buch und mehrere Artikel zu Fragen des sicheren Umgangs mit Nanotechnologien sowie zu den Bereichen ArbeitnehmerInnen- und KonsumentInnenenschutz veröffentlicht.
Technikfolgenabschätzung (TA) erforscht und bewertet auf systematische Weise die Auswirkungen der Implementation technischer Anlagen oder Anwendungen auf andere Systeme. Diese können naturwissenschaftlicher, technischer, ökonomischer, gesellschaftlicher oder auch politischer Natur sein. Insofern ist TA immer ein interdisziplinäres, sehr oft sogar ein transdisziplinäres Unternehmen und auf relevante Wissensbestände aus vielen Disziplinen und professionellen Zusammenhängen angewiesen. Werden diese Analysen sowohl in einen Zukunfts- und einen Wahrscheinlichkeitskontext gestellt, beschäftigt sich Technikfolgenabschätzung mit der Analyse und Bewertung von Chancen und Risiken von Technologien bzw. bestimmten Anwendungen, sowohl quantitativ, semiquantitativ oder auch qualitativ. Im Falle neuer Technologien bzw. Anwendungen wird es vielfach nicht möglich sein, eine vollständige Quantifizierung zu erreichen, daher sind auch gängige Risikoanalyse-Methoden nur bedingt oder gar nicht anwendbar, auch wenn sie nach wie vor als Richtschnur und Orientierung gelten. In Österreich hat man daher schon frühzeitig auf einen offenen und möglichst umfassenden Sicherheitsdiskurs hinsichtlich der Entwicklung und des Umganges mit Nanomaterialien gesetzt. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand der Diskussionen und eingesetzter Instrumente.
Um Nanomaterialien regulieren und Kennzeichnungspflichten bei Produkten festzulegen zu können, muss vorab eine allgemein anerkannte Übereinkunft getroffen werden, was denn überhaupt unter dem Begriff „Nanomaterial“ zu verstehen sei. Das EU-Parlament fordert, dass eine allgemeine Definition wissenschaftlich basiert und umfassend sein soll. Darüber hinaus müsse sie für regulatorische Maßnahmen in den einzelnen Sektoren auch unmissverständlich, flexibel, einfach und praktisch zu handhaben sein. International hat es in den letzten Jahren von den verschiedensten Institutionen Vorschläge für eine Definition gegeben, die schlussendlich in einer Empfehlung der EU-Kommission mündeten, die nun in neue und bestehende EU-Rechtsvorschriften übernommen wird. Einige Formulierungen in diesem Vorschlag sind Gegenstand kontroverser Diskussion und die Implementierung in die spezifische sektorale Gesetzgebung stellt eine große Herausforderung dar.
Nanomaterialien und Produkte, die solche Materialien enthalten, werden bereits vielfach eingesetzt, weil sie technologisch interessante nano-spezifische Eigenschaften besitzen wie etwa erhöhte Zugfestigkeit, verbesserte elektrische Leitfähigkeit, besondere optische Eigenschaften oder spezielle medizinisch-chemische Wirkungen. Doch dieselben Eigenschaften, die diese Substanzen technologisch interessant machen, könnten möglicherweise gesundheitliche Risiken für die Personen mit sich bringen, die mit diesen Substanzen umgehen. Denn die geringen Partikelgrößen und die erhöhte Reaktivität als Folge der besonderen Oberflächeneigenschaften sind auch für die biologische Aktivität und damit für die Toxizität dieser Materialien maßgeblich. Als Folge der zunehmenden Verbreitung kommen Beschäftigte vor allem in Forschungslabors, aber auch bei industriellen Herstellungs- und Verarbeitungsprozessen immer häufiger in Kontakt mit Nanosubstanzen. Daher ist der Arbeitnehmerschutz aus Sicht der Regulierung besonders wichtig. Aus der verfügbaren Literatur zur Arbeitssicherheit ergeben sich in Zusammenhang mit Nanomaterialien folgende besonders relevante Themenbereiche: Gesundheitsrisiken, Anpassung von Nachweis- und Messmethoden, tatsächliche Expositionsszenarien an Arbeitsplätzen, Definition und Erhebung bestehender Arbeitsplätze für Nanomaterialien, Empfehlungen zum Arbeitnehmerschutz von Behörden und von der Industrie sowie arbeitsmedizinische Vorsorgemaßnahmen.
Die Nanotechnologien wurden, ganz im Unterschied zu anderen innovativen Technologien, bereits sehr früh von internsiven Dialogprozessen begleitet. Das reicht von interessensgeleiteten Expertendialogen über reine Informationsveranstaltungen bis hin zu öffentlichen Veranstaltungen mit dem Charakter von Bürgerbeteiligungsverfahren. Sehr oft allerdings erfüllen diese Dialoge die klassischen Anforderungen, die man an die Reziprozität solcher Prozesse stellen muss, nicht. Dennoch zielen alle diese öffentlichen Kommunikationsverfahren darauf ab, dem klassischen politischen Prozess neue Dimensionen hinzuzufügen und zusätz-lichen Akteuren zugänglich zu machen. In diesem speziellen Sinne werden die Begriffe Politik, Governance und Dialog beinahe gleichbedeutend. Für die rund um die Nanotechnologien konstituieren Dialoge somite etwa das, was Irwin „Politics of Talk“ nennt.
Der Nanotechnologie wird von vielen Seiten ein großes Innovationspotenzial zugeschrieben. Andererseits ist der Begriff alles andere als eindeutig. Er umfasst ein äußerst breites Spektrum an Forschungsansätzen, Präparationsverfahren, Prozess- und Analysetechniken, sowie unterschiedliche Produkte bzw. Produktkonzepte. Hinzu kommt, dass die verschiedenen technologischen Konzepte auch bezüglich ihres Entwicklungsstandes extrem heterogen sind. Zu dieser Unklarheit, was Nanotechnologie alles umfasst, gesellt sich die Unsicherheit, die mit jeder neuen Technologie verbunden ist. Welche Potenziale und Risiken sind mit den verschiedenen neuen technologischen Ansätzen verbunden? Wie können diese Potenziale und Risiken erkannt werden? Wie kann mit ihnen adäquat umgegangen werden? Angesichts dieser Ausgangslage, so die These dieses Beitrags, erfordert der Umgang mit möglichen Risiken der Nanotechnologie auf TA gestützte Governance.
Nanotechnologie wird oft als die „Schlüsseltechnologie“ des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Die Erwartungshaltung hinsichtlich innovativer Produkte und neuer Marktpotenziale ist nach wie vor hoch. Produkte mit neuen Funktionalitäten oder revolutionäre Entwicklungen im Bereich der Medizin sollen in Zukunft unser Leben verbessern. Neben möglichen Vorteilen bedürfen aber auch allfällige Risiken künstlich hergestellter Nanomaterialien einer eingehenden Betrachtung und stehen daher zunehmend im Fokus der Forschung. Wie bei allen neuen Technologien stellt sich auch bei den Nanotechnologien die Frage, wie die Gesellschaft mit ihnen umgehen und zu welchen Zwecken sie sie einsetzen soll. Dieser gesellschaftliche Umgang mit möglichen Gefahren (Risiko Governance) ist sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene von unterschiedlichen Ansätzen und Regulierungskulturen geprägt.
Die in diesem Buch behandelten Themen reichen von der Analyse der bestehenden gesetzlichen Maßnahmen (Hard Law) bis hin zu Instrumenten mit eher freiwilligem Charakter. Darüber hinaus ist auch der öffentliche Diskurs über Nanotechnologien von Interesse wie er etwa in den Medien geführt wird. Dieses Buch gibt einen Überblick über verschiedene Ansätze der Nano Risiko Governance, wobei sowohl wissenschaftliche als auch behördliche Standpunkte präsentiert werden.
Titanium dioxide has been used as a food additive (E 171) in Europe since the 1960s. For a long time, it was assumed that this waterinsoluble material would not cause any negative health effects because of its low absorption rate. In recent years, however, animal studies have confirmed a dose-dependent toxic potential in the event of oral ingestion, with particular damage to the liver and kidneys, inflammatory reactions, and changes to the spleen and heart. The material was also found to accumulate in organs, and individual studies showed an effect on the intestinal flora and the immune system. One study also makes reference to a possible carcinogenic potential. The European Food Safety Authority (EFSA) rated the substance as safe when ingested orally. Up to 59% of the particles of E 171 can have a size of less than 100 nm. On the basis of the studies available to date, the French Agency for Food, Environmental and Occupational Health & Safety (ANSES) sees great uncertainties with regard to possible health effects, in particular because of the high proportion of nanoparticulates. The French government has therefore decided to ban E 171 for one year starting from 01.01.2020. Consumer protection organisations are calling for the ban to be extended to the entire European Union (EU). The industry stresses that E 171 is safe and fears negative economic consequences. However, some confectionery manufacturers have already changed their recipes and no longer use E 171. The European Commission is changing the specifications for E 171 so that it may only contain a maximum of 50% of nanoparticles in the future.
This dossier explores bio-inspired and biomimetic nanomaterials, differentiating between bio-inspired or biomimetic nanotechnology and bio-nanotechnology. Following a clarification of these terms, the basics of bio-inspired and biomimetic nanomaterials are then presented. Subsequently, a systematic classification of synthetic methods of bio-inspired and biomimetic nanomaterials is demonstrated. This classification is based on the method of manufacturing and not on the functionality of the materials. This enables a more coherent correlation with security aspects, which are yet to be defined in many cases. Due to the great variety, a categorization according to material properties or material compositions is not considered practical. In addition to chemical properties and behavior, physical parameters such as size, structure and surface quality also play an important role in the categorization. In summary, it can be said that bio-inspired and biomimetic nanomaterials represent important base materials as so-called functional advanced materials in research, development and industry – provided that the material development is accompanied by a corresponding safety and sustainability-oriented technology assessment.
Titandioxid wird seit den 1960er-Jahren in Europa als Lebensmittelzusatzstoff (E 171) eingesetzt. Lange Zeit ging man davon aus, dassdieses wasserunlösliche Material aufgrund seiner geringen Absorption keine negativen gesundheitlichen Effekte verursacht. In den letzten Jahren zeigten aber Untersuchungen an Tieren Hinweise auf ein dosisabhängiges toxisches Potenzial bei oraler Aufnahme, vor allem Schädigungen der Leber und der Nieren, Entzündungsreaktionen, Veränderungen an der Milz und am Herz. Ebenso wurde eine Akkumulation in Organen festgestellt und einzelne Arbeiten zeigten auch eine Auswirkung auf die Darmflora sowie das Immunsystem. Eine Studie liefert auch Hinweise auf ein mögliches krebsförderndes Potenzial. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewertet den Stoff als unbedenklich bei oraler Aufnahme. E 171 kann einen Anteil von bis zu 59 % der Partikeln in einer Größenordnung von unter 100 nm aufweisen. Die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ANSES) sieht auf Basis der bislang vorliegenden Studien große Unsicherheiten hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Effekte, insbesondere durch den hohen nanopartikulären Anteil. Die französische Regierung hat deshalb ein Verbot von E 171 ab 1.1.2020 für ein Jahr beschlossen. Verbraucherschutzorganisationen verlangen eine Ausweitung des Verbots auf die gesamte EU. Die Industrie betont, dass E 171 sicher sei und befürchtet negative wirtschaftliche Folgen. Einige Süßwarenhersteller haben dennoch ihre Rezepturen bereits geändert und setzen kein E 171 mehr ein. Die Europäische Kommission ändert die Spezifikationen für E 171, sodass dieses zukünftig nur mehr maximal einen Anteil von 50 % an Nanopartikeln enthalten darf.
Dieses NanoTrust Dossier beschäftigt sich mit bio-inspirierten und biomimetischen Nanomaterialien. Zuallererst erfolgt eine Begriffsklärung, in der zwischen bioinspirierter bzw. biomimetischer Nanotechnologie und Bionanotechnologie unterschieden wird. Anschließend werden die Grundlagen bioinspirierter und biomimetischer Nanomaterialien präsentiert. Es folgt eine systematische Einteilung von Synthesemethoden bioinspirierter und biomimetischer Nanomaterialien. Diese Einteilung ist nach der Methode der Herstellung der Materialien angeordnet, nicht nach Funktionalität. Dies soll eine schlüssigere Korrelation mit Sicherheitsaspekten, die in vielen Fällen erst erstellt werden muss, ermöglichen. Eine Anordnung nach Materialeigenschaften oder auch Materialzusammensetzungen ist in Folge der großen Vielfalt nicht sinnvoll. Außerdem spielen neben der Chemie auch physikalische Parameter wie Größe, Struktur und Oberflächenbeschaffenheit bei der Bewertung eine wesentliche Rolle. Zusammenfassend ist zu sagen, dass bio-inspirierte und biomimetische Nanomaterialien, sofern die Materialentwicklung von einer entsprechenden sicherheits und nachhaltigkeitsorientierten Technikfolgenabschätzung begleitet ist, wichtige Grundstoffe als sogenannte funktionale Advanced Materials in Forschung, Entwicklung und Industrie darstellen.
In der Europäischen Union (EU) ist das Chemikalienrecht weitgehend harmonisiert. Jedoch werden Nanomaterialien, obwohl sie bereits seit Jahrzehnten in Gebrauch sind, in der Gesetzgebung häufig nicht speziell geregelt. Informationen darüber, wie, wo, und in welchen Mengen sie auf dem EU-Markt verwendet werden, sind rar. Da sich kein EU-weites Nanoregister in Planung befindet, haben viele Mitgliedstaaten national verbindliche Register eingeführt. Frankreich machte 2013 mit dem ersten nationalen Nanoregister den Anfang. Vier weitere Länder der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sind dem Beispiel gefolgt. Alle der nationalen Nanoregister legen starken Wert auf die Vermeidung von Risiken für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt, unterscheiden sich jedoch in Bezug auf die eingeforderten Informationen oder den Zeitpunkt der Registrierung.
Numerous research projects within the 8th Framework Programme for Research and Innovation of the European Commission – Horizon 2020 – are dedicated to environment, health and safety aspects of nanotechnologies, in continuation of the preceding 7th Framework Programme1. Many of the Horizon 2020 projects are devoted to the following subjects: risk assessment, regulation, standardization of measurement and analytical methods. Furthermore, some projects are focusing their research on production techniques and quality standards. Further research topics include life cycle analyses, safeby-design approaches and processes regarding sustainable production. Projects surrounding the subject of toxicity of nanomaterials are increasingly focusing on long-term studies and the (further) development of test methods. A number of Horizon 2020 projects are also dedicated to the consolidation and harmonization of data and databases. An increasing number of projects investigate computer models for the analysis of health risks and exposure scenarios, which are made available in the form of online platforms or tools for regulators, developers and researchers. Compared to the 7th Framework Programme, Horizon 2020 includes more projects dedicated to physicochemical characterization and the development of measurement and analysis methods of nanomaterials, as well as an increased number of nanoinformatic projects, which are intended to pool existing data on a European level.
Chemicals legislation is largely harmonisedwithin the European Union (EU), but even though nanomaterials have been in use for decades, they are often not specifically addressed in legislation. Information about how and where they are used on the EU market, and in what quantities, is scarce. As no common EU-wide nano-registry is in sight for the near future, many member states have launched national mandatory registries. The first such nano-registry was introduced in France in 2013, with four countries in the European Union and the European Economic Area (EEA) having since followed suit. Whilst the prevention of risks to human health and the environment is central to all national nano-registries, differences can be found with regard to the required information or the timing of registration.
A number of concepts address safety-relevant issues of innovative materials and products. The Safe-by-Design (SbD) concept is one of these, and aims to take account of these safety issues early on and during the entire product development process. The nano-specific concepts of SbD are intended to address prevailing uncertainties about potential risks to the environment and human health at the beginning stages in the development of new nanomaterials and products. The basic assumption of the SbD concept is that risks can be reduced through the choice of materials, products, tools and technologies, making them as safe as possible. Particular attention is paid to the product development stage, when it is still possible to intervene to control the selection of these factors. In line with the precautionary principle, the early integration of safety in the innovation process is generally seen as desirable.
Eine Reihe von Konzepten befasst sich mit sicherheitsrelevanten Fragestellungen bezüglich innovativer Materialien und Produkte. Das Safe-by-Design (SbD)-Konzept ist eines davon und hat zum Ziel, diese Sicherheitsfragen schon zu Beginn und während der gesamten Produktentwicklungsphase zu berücksichtigen. Durch die nanospezifischen SbD-Konzepte sollen die herrschenden Unsicherheiten über die potenziellen Risiken für Umwelt und menschliche Gesundheit schon früh im Innovationsprozess von neuen Nanomaterialien und -produkten adressiert werden. Die Grundannahme des SbD-Konzeptes besagt, dass Risiken durch den Einsatz von möglichst sicheren Materialien, Produkten, Werkzeugen und Techniken reduziert werden können. Augenmerk wird dabei besonders auf die Produktentwicklungsphase gelegt, in welcher bei der Auswahl dieser Faktoren noch steuernd eingegriffen werden kann. Die frühe Integration von Sicherheit in den Innovationsprozess gilt im Sinne des Vorsorgeprinzips generell als erstrebenswert.
Nanomaterials can improve the properties of food contact materials. Innovations of this kind are of particular interest for food packaging made out of plastic materials. The purpose of their use is to improve food storage and so to guarantee both freshness and quality. A further goal is to improve the technical properties of materials in order to make them sturdier more resistant to abrasion, and easier to process. Food contact materials are subject to a number of EU consumer protection regulations. Nanomaterials require authorisation by the European Food Safety Authority (EFSA), being responsible for assessing their safety. For nanomaterials authorised for use in the EU, specifications and restrictions are laid down in order to prevent consumers being exposed to them or to keep exposure as low as possible, and so to rule out any danger to health. At the end of the product lifetime, workers of recycling and waste treatment facilities may be exposed to higher levels of ultra ne particles or particulate matter may also be released unintentionally. To date, however, it has not been demonstrated that recycling polymers containing nanomaterials leads to any increased exposure of employees. With regard to environmental protection, little is known at present about the specific behaviour of nanomaterials and composites during waste treatment processes. There is also a need for comprehensive research on how far nanomaterials can be recycled, in order to develop sustainable nanotechnology.
Nanomaterialien können die Eigenschaften von Lebensmittelkontaktmaterialien verbessern. Insbesondere für Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff sind derartige Innovationen von großem Interesse. Sie zielen darauf ab, die Lagerungsfähigkeit von Lebensmitteln zu erhöhen und damit die Frische sowie Qualität zu gewährleisten. Auch die technischen Eigenschaften, wie Härte, Abriebbeständigkeit oder Verarbeitbarkeit von Materialien sollen verbessert werden. Lebensmittelkontaktmaterialien unterliegen zum Schutz der VerbraucherInnen in der EU einer Reihe von Vorschriften. Nanomaterialien müssen zugelassen werden und werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einer Sicherheitsbewertung unterzogen. Bei den in der EU zugelassenen Nanomaterialien werden Spezifikationen und Beschränkungen für eine Verwendung festgelegt, um eine Exposition der VerbraucherInnen zu verhindern oder so gering wie möglich zu halten und damit ein gesundheitliches Risiko auszuschließen. In Recycling- bzw. Abfallbehandlungsanlagen kann es zu erhöhter Ultra- bzw. Feinstaubbelastung von ArbeitnehmerInnen kommen, wodurch auch unbeabsichtigt Nanomaterialien freigesetzt werden können. Bislang gibt es jedoch keine verlässlichen Nachweise, dass das Recycling von Nanomaterial-haltigen Polymeren zu einer erhöhten Exposition von ArbeitnehmerInnen führt. Hinsichtlich der Umweltschutzaspekte ist bis dato wenig über das spezifische Verhalten von Nanomaterialien und -kompositen während Abfallbehandlungsprozessen bekannt. Auch wären umfassende Untersuchungen zur Rezyklierbarkeit von Nanokompositen im Sinne einer nachhaltigen Nanotechnologie notwendig.
Titandioxid-Nanopartikel werden für eine Verwendung als UV-Filter in Kosmetika oberflächenmodifiziert, um die photokatalytische Aktivität zu vermindern und eine bessere Dispergierbarkeit zu gewährleisten. Auch nanopartikuläres Zinkoxid und Siliziumdioxid finden oberflächenmodifiziert in Kosmetika Verwendung. Verschiedene Nanomaterialien sind für eine Verwendung in Lebensmittelkontaktmaterialien, etwa für Kunststoffverpackungen, zugelassen. Um die gleichmäßige Dispergierbarkeit und die gute Anbindung an die Polymermatrix zu ermöglichen, werden die Nanopartikel durch eine Oberflächenmodifikation funktionalisiert. Das toxische Potenzial eines Nanomaterials wird durch dessen Oberfläche entscheidend beeinflusst. Durch die Wahl einer geeigneten Substanz zur Oberflächenmodifikation kann das toxische Potenzial eines chemischen Stoffes reduziert werden. Doch oft widersprechen sich die Ergebnisse von Studien, ob Oberflächenmodifikationen die Toxizität eines Nanomaterials verringern oder sogar erhöhen können. Wenngleich Nanopartikel aus zwei oder mehreren Materialien zusammengesetzt sein können, finden in den derzeitigen Regelungen betreffend Kennzeichnungspflichten und Sicherheitsbewertungen von Nanomaterialien in der EU Substanzen, die zur Oberflächenmodifikation von Nanopartikeln eingesetzt werden, keine explizite Berücksichtigung.
Die Oberfläche eines Nanopartikels spielt eine entscheidende Rolle hinsichtlich des Verhaltens und der Eigenschaften eines Nanomaterials. Über die Oberflächenchemie der Nanopartikel können deren Stabilisierung, Dispergierung und Funktionalisierung bestimmt werden. Auch die Toxikologie und Biokompatibilität werden entscheidend von der Oberfläche beeinflusst. Mittels Oberflächenmodifikation lassen sich Nanopartikel je nach Anwendungsbereich und gewünschten Eigenschaften mehr oder weniger „maßschneidern“. Dabei unterscheidet man zwischen einer Oberflächenfunktionalisierung, bei der chemische Substanzen an die Oberfläche binden oder anhaften bzw. einer Modifikation durch Umhüllung eines Nanopartikels mit einer oder mehrerer anorganischer oder organischer Substanzen. Die dabei entstehenden sogenannten „Kern/Schale“Nanopartikel gewinnen zunehmendes Interesse in den Bereichen Medizin, Diagnostik, Pharmazie, Optik, Katalyse und Elektronik. Hergestellt werden oberflächenmodifizierte Nanopartikel vor allem mittels sogenannter „Bottomup“Verfahren, welche die physikalischchemischen Grundsätze der molekularen bzw. atomaren Selbstorganisation nutzen. Dazu gehören etwa chemische Verfahren wie Pyrolyse und Hydrolyse, das SolGelVerfahren sowie die Gasphasensynthese oder die Gasphasenabscheidung.
Engineered nanomaterials (ENMs) can potentially be released during all waste treatment processes and can accumulate in residual materials, scrap materials, secondary raw materials or composts. Nonetheless, only few studies are available on the fate and behavior of ENMs during recycling and disposal. In Austria more than half of the waste produced by households is collected separately and undergoes further treatment as recoverables, biogenic waste, hazardous household waste or as waste electrical and electronic equipment. The remainder is processed either in waste incineration facilities or in mechanical-biological waste treatment facilities. Initial studies in waste incineration facilities show that thermally stable ENMs (metal oxides) accumulate mostly in the solid residues (slag, flue dust). In Austria, these are largely disposed of in residual-waste landfills. ENMs can also be released again during the recycling of products (for example quantum dots from LEDs of waste electrical and electronic equipment or CNTs made of composite materials). During recycling, nanosilver apparently negatively affects the mechanical properties of plastics. ENMs can be disposed of directly as production wastes, as components of “nanoproducts” or as secondary wastes such as ENM-containing sewage sludge or combustion residues. Worldwide, an estimated 60 to 86 % of the most commonly used ENMs end up in landfills. Currently, no generalized statements can be made because ENMs are applied in very diverse sectors and their fates in the environment can differ considerably.
Pavlicek, Anna; Fuchs, Daniela; Gazsó, André (17.11.2022) NanoTrust Advanced. Vortrag bei: NanoTrust Beitratssitzung 2022 (ITA), Wien/AUSTRIA.
Gazsó, André (08.12.2021) Technology Assessment and Foresight. Austrian Cases Study & Vienna Workshop 2022. Vortrag bei: 14th Session of the Working Party on Biotechnology, Nanotechnology and Converging Technologies (OECD-BNCT), Paris (online)/FRANCE.
Gazsó, André (27.10.2021) NanoTrust and the Austrian Risk Governance System. Vortrag bei: Expert Workshop on Sustainability of Emerging Technologies (IRGC/EPFL), online/FRANCE <https://www.epfl.ch/research/domains/irgc/wp-content/uploads/2021/12/IRGC-2021.-Workshop-summary-Ensuring-the-environmental-sustainability-of-emerging-technology.pdf>.
Gazsó, André (20.10.2021) Governance als gesellschaftliche Koproduktion von Wissen. Vortrag bei: Netzwerktreffen Risiko- und Krisenmanagement (Hauptverband der Sozialversicherungsträger)/AUSTRIA.
Gazsó, André (14.10.2021) Präsentation der österreichischen Fallstudie „Nano Governance". Vortrag bei: Arbeitsguppe „Technology Assessment and Innovation", Paris (online)/FRANCE.
Gazsó, A.; Pavlicek, A.; Rose, G. (04.11.2020) NanoTrust. Vortrag bei: Beiratssitzung (Nanotrust), Wien/AUSTRIA.
Pavlicek, A.; Rose, G.; Gazsó, A. (10.03.2020) Advanced Materials - Materials for the Future - Emerging Issues. Vortrag bei: 12. Nanotrust-Tagung “Advanced Materials – Materials for the Future – Emerging issues” (Nanotrust), Wien/AUSTRIA.
Gazsó, A. (09.03.2020) Advanced Materials & Emerging Issues. Vortrag bei: ESG Think Tank (NanoSyn, Wien/AUSTRIA.
Gazso, André (17.12.2019) Emerging Risk Governance. Vortrag bei: Rail Cargo Safety Board Meeting, Wien/AUSTRIA.
Gazso, André (28.11.2019) Umgang mit neuen Technologien am Beispiel von Innovativen Materialien und Produkten. Vortrag bei: Österreichischer Städtebundtag, Wien/AUSTRIA.
Gazso, André (19.11.2019) Antrittsrede zum Vorsitz der Österreichischen Nanoinformationskommission. Vortrag bei: 1. Sitzung des Plenums der Österreichischen Nanoinformationskommission (Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenmsc), Wien/AUSTRIA.
Gazso, André (15.11.2019) Nanosafety and Risk Governance. Vortrag bei: Nanotechnology - Risk and Safety (Brno University of Technology (BUT), Institute of Forensic Engineering), Brno/CZECH REPUBLIC.
Sotoudeh, M.; Peissl, W.; Gazsó, A.; Ornetzeder, M.; Allhutter, D. (04.11.2019) Teaching the teachers for value-driven technologies. How can TA lectures support future engineers to design technical innovations dealing with societal challenges?. Vortrag bei: Fourth European Technology Assessment Conference, Bratislava/SLOVAKIA (Slovak Republic).
Part, F; Prenner, S; Greßler, S; Allesch, A; Pavlicek, A; et al. [..] (08.10.2019) The significance of functional fillers and nanoscale additives for plastics in the circular economy. Vortrag bei: 29th ISWA World Congress (ISWA), Bilbao/SPAIN.
Gazso, André (15.09.2019) Risikoanalyse im Staatlichen Krisen- und Katastrophenmanagement. Vortrag bei: Austrian Disaster Research Days, Graz/AUSTRIA.
Gazso, André (05.09.2019) Technology Assessment of Advanced Nanomaterials and their Role in Circular Economy. Vortrag bei: 2019 International Roundtable of NanoScience and NanoTechnology (IASS - Institute for Advanced Sustainability Studies), Shanghai/CHINA.
Gazso, André (19.08.2019) Risikoanalyse im Krisen- und Katastrophenmanagement. Vortrag bei: SKKM - Staatliches Krisen- und Katastrophenmanagement Modul 4 "Risikoanalyse", Traiskirchen/AUSTRIA.
Gazso, André (18.06.2019) Nanosafety Research. Vortrag bei: 1st Joint Gov4Nano-SAFERA workshop Vienna, Vienna/AUSTRIA.
Gazso, André (28.02.2019) Emerging Risks. Vortrag bei: SKKM - Staatliches Krisen- und Katastrophenmanagement Modul 4 "Risikoanalyse", Traiskirchen/AUSTRIA.
Gazso, André (25.02.2019) Einführung in die Risikoanalyse im Krisen- und Katastrophenmanagement. Vortrag bei: SKKM - Staatliches Krisen- und Katastrophenmanagement Modul 4 "Risikoanalyse", Traiskirchen/AUSTRIA.
-> Certain nanomaterials in food packaging promise longer shelf life and freshness.
-> Such materials, products, and related processes pose potential risks to the environment and health.
-> “Safe by Design” (SbD) addresses safety issues during early stages of development.
-> In future, SbD concepts must offer clear added value for users, and additionally specific research for testing and detection methods must be promoted.
-> Bestimmte Nanomaterialien in Lebensmittelverpackungen versprechen längere Haltbarkeit und Frische.
-> Solche Materialien, Produkte und damit verbundene Prozesse bergen durch mögliche Freisetzung zahlreiche Risiken für Umwelt und Gesundheit.
-> Durch „Safe-by-Design“ (SbD) können Sicherheitsfragen schon während der Entwicklung berücksichtigt werden.
-> Zukünftig müssen SbD-Konzepte einen klaren Mehrwert für AnwenderInnen bieten sowie gezielte Forschung von Test- und Nachweismethoden gefördert werden.
-> An increasing number of products contain nanomaterials which end up in the waste sooner or later. To this day, their effects are still unknown.
-> There is hardly any information on substances and quantities of nanomaterials used in mass products.
-> This poses challenges for both Austrian waste management and legislation.
-> Proposed solutions include the introduction of a standardised register for quantities of nanomaterials in products, consumer-friendly labelling and control of work safety in the waste sector.
-> Immer mehr Produkte enthalten Nanomaterialien. Diese landen früher oder später auch im Abfall. Wie sie sich dort verhalten, ist ungewiss.
-> Es liegen kaum Informationen über die in Produkten eingesetzte Nanomaterialien und deren Mengen vor.
-> Das stellt die österreichische Abfallwirtschaft und Gesetzgebung vor Herausforderungen.
-> Lösungsansätze sind unter anderem ein einheitliches Register zur Angabe von Nanomengen in Produkten, eine verbesserte Kennzeichnung sowie die Überprüfung der Arbeitsplatzsicherheit im Abfallbereich.
Tel.: +43 (0)1 515 81-6578
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