Beschreibung

Die akustische Kommunikation ist eine entscheidende Komponente für den Informationsaustausch bei Arten, die in Fission-Fusion-Sozialsystemen leben, in denen sich Gruppen zusammenschließen und in Untereinheiten aufspalten, wie z.B. bei afrikanischen Elefanten. Trotz der Tatsache, dass Giraffen in solchen dynamischen Gesellschaften leben, bleibt die Rolle von Lauten zur Vermittlung sozialer Interaktionen oder zur Regulierung von Gruppenzusammensetzungen ein weitgehend unerforschter Aspekt des Verhaltens und der Ökologie von Giraffen. Obwohl nachgewiesen wurde, dass Giraffen verschiedene hörbare Laute wie Knurren, Schnauben, Prusten und Zischen produzieren, beruhen die Interpretationen darüber, wie und wann sie Laute einsetzen, immer noch hauptsächlich auf opportunistischen Beobachtungen und ungeprüften Annahmen.

Anton Baotic und seine Kollegen entdeckten bei Zoo-Giraffen summende Laute. Dabei handelt es sich um einen tonalen, niederfrequenten Ruf.  Die Tatsache, dass es nur nachts aufgezeichnet wurde, deutet darauf hin, dass Giraffen eher in Abwesenheit von visuellen Signalen vokalisieren könnten. Darüber hinaus liefert seine akustische Struktur Hinweise auf den Mechanismus der Lautproduktion und die potenzielle funktionale Bedeutung zur Übermittlung biologischer Informationen. Bislang wurden jedoch keine experimentellen Forschungsansätze unternommen, um die auditive Wahrnehmung und die soziale Nutzung von Lautäußerungen bei dieser ikonischen und gefährdeten Art zu verstehen.

Das Projekt ist ein Pionier-Forschungsprojekt und zielt darauf ab, klassische bioakustische und verhaltensbiologische Forschungsinstrumente sowie anspruchsvolle experimentelle Designs in Zoos und der freien Wildbahn zu kombinieren. Akustische Aufnahmen kombiniert mit Verhaltensbeobachtungen sollen Licht in das vokale Verhalten und die Lautaktivität der Giraffe bringen. Playback-Experimente werden die Wahrnehmungsfähigkeiten von Giraffen evaluieren, indem untersucht wird, ob sie in der Lage sind, Artgenossen zu identifizieren und den Grad des Prädationsrisikos allein auf Basis von Lauten einzuschätzen.

Die Ergebnisse werden beträchtliche Erkenntnisse über die vokale Kommunikation von Giraffen bringen und großes Interesse in der Forschungsgemeinschaft wecken.

Publikation:
Baotic, A.; Sicks, F.; Stoeger, A. S. (2015) Nocturnal “humming” vocalizations: adding a piece to the puzzle of giraffe vocal communication. BMC Research Notes. 8: 425. (link zum Artikel)

Dauer

September 2022 – September 2026

Finanzierung

Dieses Projekt wird aus den Mitteln des Fonds für Wissenschaft und Forschung (FWF, P36120-B) finanziert.