12.05.2023

Ein Fest für den Schall - 50 Jahre Schallforschung an der ÖAW

Robert Höldrich, Professor für Akustik und Audiotechnik, als Festredner bei der Feier "50 Jahre Schallforschung an der ÖAW". Im Festvortrag regt er an, Hören im großen Kontext einer akustischen Ökologie zu verstehen.

ÖAW-Vizepräsidentin Prof. Dr. Ulrike Diebold, © ÖAW/Elia Zilberberg

ÖAW-Vizepräsidentin Ulrike Diebold eröffnete die Feier und begrüßte die vielen Gäste, die der Einladung „Ein Fest für den Schall. 50 Jahre Schallforschung an der ÖAW“ gefolgt waren und sich im Theatersaal der ÖAW eingefunden hatten.

Zu den Anfängen der Schallforschung an der ÖAW sprach Werner A. Deutsch, vormaliger Institutsdirektor. Er erinnerte in seinem Vortrag „Das Institut damals“ an den Beginn der Akustikforschung und umriss die Aufgaben, die sich der damaligen Kommission für Schallforschung stellten. Er schilderte diese Gründungszeit im Jahr 1972 als sehr spannende und fruchtbare Zeit, als etwa verschiedene Hörtheorien kontrovers diskutiert wurden (zu diesem Zeitpunkt ist Hermann von Helmholtzs Resonanztheorie von der Wanderwellentheorie von Georg von Békésy widerlegt worden). Deutsch umriss, welche Fragen und Aufgaben sich stellten, welche Geräte und Programme entwickelt wurden und welche Projekte verfolgt wurden. „Im Falle des Instituts für Schallforschung hat sich die Verbindung von ursprünglich geisteswissenschaftlichem mit der digitalen Signalverarbeitung als besonders erfolgreich erwiesen – eine Verbindung die man nicht von vornherein 1972 gesehen hat“, so Deutsch im Rückblick.

Peter Balazs, seit 2012 Direktor des Instituts für Schallforschung, sprach im folgenden Beitrag „Das Institut heute“ über die Gegenwart und Zukunftsthemen der Schallforschung. Er sieht in allen Fachrichtungen, die am Institut vertreten sind, einen Zugang mit mehr Komplexität. So etwa in der Mathematik Nicht-lineare Frame-Theorie, bei der Psychoakustik interaktives Zuhören, in der Numerik bei Themen zu Lärm etwa eine Hinterfragung der Simulation und Normen oder in der Phonetik bei Untersuchungen zur Sprache eine Gewichtung auf natürliche Umgebungen im Gegensatz zu Laborsituationen, um soziale und individuelle Bedingungen zu berücksichtigen.

Den Festvortrag zum Thema "Horizonte des Hörens – Gedanken zur Akustischen Ökologie" hielt Robert Höldrich, Professor für Akustik und Audiotechnik an der Kunstuniversität Graz. Höldrich nannte die Themengebiete der akustische Ökologie, welche neben der akustischen Beschreibung sowie der psychischen und physiologischen Wirkung des Klangs vor allem den kommunikativen Aspekt von Klängen, von Akteuren und ihrer Umwelt behandelt, genauer die Wechselwirkung zwischen Organismen und Umwelt. Ausgehend von der Leistung des Gehörsinns des Menschen mit dem „Ohr als unserem ersten Fernsinn“, beschrieb Höldrich wie Lärm, also unerwünschter Schall, die Umwelt der Industriegesellschaft beschäftigt. Höldrich zeigte die Strategien von Menschen und Tieren zum Umgang mit unerwünschtem Schall auf. Im Weiteren legte er dar, wie die akustische Ökologie sich zum Ziel setzt die Audiosphäre sorgsam durch „Sound Scape Design“ zu gestalten.