11.05.2023

Wo wir eine Schallquelle hören, hängt vom zuvor Gehörten ab

Bernhard Laback, Leiter des Fachbereichs Hören des Instituts für Schallforschung (ISF) hat unlängst einen Artikel in der Fachzeitschrift Trends in Hearing veröffentlicht.

Darstellung eines Kontext-Schalls zum Zeitpunkt A und einer Schallquelle zum Zeitpunkt B. Die roten Strichlinien beim Ziel-Schall zeigen, dass eine Verschiebung der gehörten Position der Zielschallquelle weg von der Position der Kontext-Schallquelle auftritt, © Bernhard Laback

Im Artikel wird ein noch unzureichend beschriebenes und verstandenes Phänomen untersucht. Nämlich der Einfluss des Kontexts, als der zuvor gehörten Schallquelle, auf die räumliche Lokalisation einer Schallquelle (Zielschallquelle). Mittels psychoakustischer Experimente und quantitativer Modellierung wurde herausgefunden, dass in den allermeisten Fällen eine Verschiebung der gehörten Position der Zielschallquelle weg von der Position der Kontext-Schallquelle auftritt. Mittels Modellierung wurde gezeigt, dass der Effekt zum Teil durch Mechanismen des periphären Gehörs (bis zum Hörnerv) erklärbar ist, während manche Aspekte des Effekts auf höhere Verarbeitungsschritte zurückzuführen sind. Weiters wurde eine Dissoziation zwischen der Stärke des Kontexteffekts und der perzeptiven Ähnlichkeit von Kontext- und Zielschallquelle gezeigt. Dies deutet darauf hin, dass der Mechanismus des Kontexteffekts nicht direkt von perzeptiven Gruppierungsmechanismen moduliert wird. 

Bernhard Laback: "Contextual Lateralization Based on Interaural Level Differences Is Preshaped by the Auditory Periphery and Predominantly Immune Against Sequential Segregation", in: Trends in Hearing, Vol. 27: pp 1-23, May 2023, DOI: 10.1177/23312165231171988