12.04.2023

Wie könnte die Entschlüsselung der Grundlagen menschlicher Musik aussehen?

Bernhard Wagner, Doktorand am Institut für Schallforschung (ISF) der ÖAW, gibt Einblick in seine Forschungsansätze was artenübergreifende Fragestellungen bei der Entschlüsselung der Musikalität des Menschen leisten kann. Er hat die review zusammen mit Marisa Hoeschele, Wissenschaftlerin am ISF, publiziert.

Dargestellt sind die vorgeschlagenen vier Fertigkeiten, die essentiell sind, wie Menschen in der Musik Töne benutzen: Fertigkeit neue Klänge zu lernen („Vocal learning“), die deutliche Wahrnehmbarkeit der Obertonreihe in den Lautäußerungen einer Tierart („Harmonic clarity“), unterschiedliche Stimmlagen zwischen jungen und erwachsenen Individuen so wie verschiedener Geschlechter („Differing vocal ranges“) und die Fertigkeit zusammen zu singen („Simultaneous vocalization & duetting). Die Graphik ist Abb. 2 aus dem hier zitierten Artikel.

Warum benutzen wir Menschen Töne in der Musik so wie wir es eben tun? Auf welchen grundlegenden Fertigkeiten und evolutionären Grundlagen baut diese kulturelle Errungenschaft auf? In dieser Arbeit versuchten wir eine neue Perspektive auf diese Fragen zu erlangen und sichteten dafür eine Vielzahl an vergleichenden Studien die menschliche und nichtmenschliche Musikalität vergleichend untersuchen.

Anhand dieser existierenden Studien arbeiten wir vier Fertigkeiten heraus, die essentiell für die Art erscheinen, wie Menschen in der Musik Töne benutzen: Die Fertigkeit neue Klänge zu lernen („Vocal learning“), die deutliche Wahrnehmbarkeit der Obertonreihe in den Lautäußerungen einer Tierart („Harmonic clarity“), unterschiedliche Stimmlagen zwischen jungen und erwachsenen Individuen so wie verschiedener Geschlechter („Differing vocal ranges“) und die Fertigkeit zusammen zu singen („Simultaneous vocalization & duetting).

Da diese Fertigkeiten in nicht-menschlichen Tierarten in verschiedensten Kombinationen und Ausprägungen vorkommen, beschreiben wir weiters, wie uns zukünftige vergleichende Studien dabei helfen können, herauszufinden, welchen Einfluss die einzelnen Fertigkeiten (und ihre Interaktionen) auf die menschliche Musikalität nehmen.

Durch unsere Veröffentlichung in „Comparative Cognition and Behaviour Reviews“ können Biomusikalitätsforscher:innen nun auf der Basis unserer Arbeit spezifische Hypothesen testen, die davor im Unklaren lagen. Das wird, wie wir glauben, einen wichtigen Beitrag zur Entschlüsselung der Grundlagen menschlicher Musik leisten.

Wagner, Bernhard; Hoeschele, Marisa: “The links between pitch, timbre, musicality and social bonding from cross-species research”, in: Comparative Cognition and Behavior Reviews, 17, 13-32, 2022. DOI:10.3819/CCBR.2022.170002