28.04.2021

Wenn es hämmert, dröhnt und pocht!

Wenn es hämmert, dröhnt und pocht, sprechen wir meistens über Lärm oder genauer, von unerwünschtem Schall. Lärm anzusprechen bzw. Ruhe einzufordern ist das Kernthema des seit 1995 stattfindenden Tags gegen Lärm bzw. des International Noise Awareness Day.

Normalerweise würden wir heute anlässlich des 26. Internationalen Tags gegen Lärm zu unserem Aktionstag in das Institut für Schallforschung einladen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts für Schallforschung würden Sie direkt bei den zahlreichen Stationen in Empfang nehmen und Ihnen persönlich zur Verfügung stehen.

Doch im zweiten Jahr in Folge müssen wir diese Präsenzveranstaltung leider absagen und uns im Internet für unser Anliegen stark machen, dieses Thema und die von vielen unterschätzte Gefahr Lärm ernst zu nehmen. Lärm kann schließlich nicht nur lästig sein, sondern auch die Gesundheit beeinträchtigen.

In den letzten Jahren konnten wir für unseren Aktionstag nicht nur eine jährlich anwachsende Anzahl an Teilnehmer*innen, sondern auch eine stetig wachsende Zahl von Kooperationspartnern gewinnen und damit unser Angebot an populärwissenschaftlichen Stationen ausbauen.

Die Bedrohung durch den Lärm belegen auch Untersuchungen der European Acoustics Association EAA (https://euracoustics.org/) in eindrücklicher Weise. Ihre Studie auf Basis der Richtlinie der WHO kam zum Ergebnis von europaweit jährlich 12.000 vorzeitigen Todesfällen sowie 48.000 neuen Fällen von Herzerkrankungen aufgrund von Lärmeinwirkung. Circa 100 Millionen Europäer*innen leben in einem Umfeld mit gesundheitsschädlicher Lärmbelastung.

Besonders belastet ist dieser Studie zufolge Österreich, wo 24,2 Prozent der Bevölkerung einer permanenten Geräuschkulisse von 55 Dezibel – dem WHO-Grenzwert für vorbeugenden Gesundheitsschutz – oder mehr ausgesetzt sind (in Deutschland sind es vergleichsweise „lediglich“ 6,9 Prozent). Eine Studie der European Environment Agency EEA für das Jahr 2017 kommt für die Alpenrepublik allein in diesem Zeitraum auf 490 vorzeitige Todesfälle und einen Zuwachs von 1.128 Herzerkrankungen durch akustische Belastungen.

Im Zuge des ersten österreichischen Lockdowns infolge der Corona-Pandemie wurden unsere Forscher*innen aufmerksam auf die Situation, die eine starke Reduktion des Verkehrsaufkommens vermuten ließ. Im Rahmen des Projektes „Pandenoise“ verglichen die Forschungsmitarbeiter*innen Lautstärkemesswerte aus der Zeit der Coronakrise mit historischen Aufzeichnungen des Phonogrammarchivs der ÖAW von öffentlichen Orten. Im Schnitt betrug die Lautstärkeminderung im 1. Lockdown drei bis vier Dezibel, und darüber hinaus gab es an vereinzelten Messstationen stärkere Rückgänge von nahezu zehn Dezibel zu verzeichnen. Auch im Flugverkehr erreichte man die zehn Dezibel, allerdings nicht vereinzelt, sondern im gesamten Durchschnitt. Das entspricht in etwa einem kurzzeitigen Zurückfahren unserer sonst immer lauter werdenden Umwelt auf das Niveau der 1980er und 1990er Jahre.

Dies ist das Ergebnis eines Ausnahmezustands, der unser Leben noch immer stark beeinträchtigt, und von dem wir uns wünschen, ihn endlich unter Kontrolle zu bringen. Wann dies der Fall sein wird, wird sich hoffentlich bald zeigen, aber eines können wir uns jetzt schon gewiss sein: Es wird eine Zukunft mit bekannten Problemen aus der Vergangenheit sein. So können wir an diesem Tag gegen Lärm dem nächsten mit einem lachenden und einem weinenden Auge oder dürfen wir sagen: Ohr? entgegenblicken.

Mit diesem Youtube Video und einigen anderen weiterführenden Links möchten wir Sie zu Ihrem persönlichen Tag gegen Lärm einladen:

Youtube: https://youtu.be/R5oY_obd8-k

Österreichische Akademie der Wissenschaften: Interviev der ISF-Mitarbeiter des Projektes Pandenoise

Bundesministerium für
Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie: Weitere Aktionen zum TGL 21 auf Lärminfo.at