Fr, 25.06.2021 9:00

Internationale Online Tagung am World Refugee Day 2021 / ROR-n

UN-/SICHTBARKEIT VON FLUCHT

Das Refugee Outreach and Research Network (ROR-n) veranstaltet am World Refugee Day an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eine Konferenz, die sich mit der Sichtbarkeit und vor allem der Unsichtbarkeit von Flucht und Geflüchtetsein beschäftigt. Die Vereinten Nationen haben 2020 erklärt, dass sich über 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht befinden. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahl derer, die zur Flucht gezwungen sind verdoppelt und es befand sich insgesamt bereits ein Prozent der Weltbevölkerung auf der Flucht. Die Medien berichten von der Situation jener die sich auf der Flucht befinden, mittels Bilder von überfüllten Schiffen, von zahlreichen Toten, von Katastrophen an nationalen Grenzen, unmenschlichen Bedingungen in Flüchtlingslagern und Reportagen von der Abschiebung von Asylsuchenden in die von Krieg und Gewalt gezeichneten Herkunftsländer. Es werden soziale Imaginationen geschaffen, in denen einander mediale Darstellungen mehrfach überschneiden, wie humanitäre Katastrophen und Rettungsimpulse, Grenzregime, Maßnahmen gegen sogenannte Schlepper und Szenarien der Bedrohung von westlichen Wohlfahrtsstaaten. Die globale Mediatisierung von Flucht und Geflüchtetsein hat Diskurse hervorgebracht, die höchst antagonistisch sind und deren Berichte über Sicherheit, Humanität und Aktivismus auch immer eine Ebene implizieren, die Raum für politische Intentionen offenlässt. Regierungen nehmen an, dass „undokumentierte Mobilität“ zu „Ausnahmezuständen“ in deren Wohlfahrtsstaaten führen würde und dies bräuchte drastische Gegenmaßnahmen zur Gewährleistung von Stabilität. Dahingehend ist das Flüchtlingslager zu einem regelrechten „Nomos der Moderne“ (Agamben 2003) geworden. Die Fluchtforscherin Heidrun Friese erklärt, dass das „Sichtbarmachen“ bzw. die „Sichtbarkeit“ ein Teil einer politischen Strategie ist, da Bildern ein hoher Mobilisierungsgrad innewohnt. Bilder können Bedrohungen evozieren und somit die Praktiken von Grenzregimen legitimieren. Andererseits, so Friese, ist Sichtbarkeit auch ein wesentliches Merkmal des humanitären und kritischen Diskurses, um Leiden sichtbar zu machen, um humanitäre Aktionen zu legitimieren und kritische Diskurse zu evozieren (Friese 2019). Spielen in diesen medial aufgeladenen Diskursen die Menschenrechte (Allgemeine Erklärung der UN-Generalversammlung von 1948) und die europäische Menschenrechtskonvention von 1950 sieben Jahrzehnte nach den Erklärungen überhaupt noch eine Rolle?Die Formen der (Re)präsentation lassen wenig Platz für die Stimmen der Betroffenen und deren Agency. Zunehmend scheinen auch die Vermittlung von fundierter Forschung und die Herausforderungen all jener, die in der Fluchtarbeit tätig sind, auf wenig Interesse zu stoßen. In dieser Konferenz werden in mehreren Panels multidisziplinäre Sichtweisen und Faktoren erörtert, die zu einer Sichtbarkeit all jener Themen und Problembereiche beitragen, die jenseits eines politikzentrierten Diskurses stehen. Beispiele hierfür stammen daher nicht alleine aus Österreich, sondern behandeln die Situation Geflüchteter in unterschiedlichen geographischen und nationalen Settings. Diese Konferenz soll die Möglichkeiten eines Erfahrungsaustausches zwischen Geflüchteten, WissenschaftlerInnen und ExpertInnen, die in der Flüchtlingsbetreuung tätig sind, bieten. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Ein zusammenfassender Konferenzband ist geplant. Organisiert vom Refugee Outreach and Research Network ROR_n an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Bitte verwenden Sie den nachstehenden Link Thema: World Refugee Day 2021 Uhrzeit: 25. Juni 2021 09:00 AM Wien
Zoom-Meeting beitreten us02web.zoom.us/j/86954824810
Meeting-ID: 869 5482 4810
Kenncode: qMW4Az

Informationen

 

Zeit:

Freitag, 25. Juni 2021, 09:00 Uhr

Ort:
ÖAW, Institut für Sozialanthropologie
online via zoom

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