Alltag und Verfolgungserfahrungen von Frauen und Männern "halbjüdischer" Herkunft in Wien, 1938-1945
 

Im Mittelpunkt dieses Forschungsprojektes stehen Frauen und Männer „halbjüdischer“ Herkunft, die durch den Schutz eines nichtjüdischen Elternteils die Zeit des NS-Regimes in Wien überlebten. Das Schicksal jener Menschen, denen „nichts geschah“, die ihren Alltag jedoch unter Bedingungen der Entrechtung, Verfolgung und des Ausharrens angesichts der ständig drohenden Gefahr gestalten mussten, ist für den österreichischen Kontext bislang noch wenig erforscht worden. Im Zentrum der Betrachtung stehen die Handlungsspielräume und Identitätskonstruktionen dieser Menschen, deren schiere Existenz die Reinheitsdoktrin nationalsozialistischer Rassenideologie permanent hinterfragte und als „ungelöstes Problem“ vor allem im Zusammenhang mit der so genannten „Endlösung der Judenfrage“ eine zentrale Rolle spielte.

Das geplante Projekt nimmt Bezug auf internationale theoretische Debatten zur NS-Forschung, in denen die konkrete Realisierung der NS-Machtherrschaft im lokalen Kontext und an den Handlungsspielräumen von Akteurinnen und Akteuren verstärktes Interesse hervorgerufen hat. In Anlehnung an Saul Friedländers Konzept der „integrierten Geschichte“ werden im Projekt auch lebensgeschichtliche Perspektiven im Vordergrund stehen, in denen die Verfolgten als Individuen ernst genommen werden und ihre Perspektiven ebenso Raum erhalten wie das Handeln der Täter. Neben Aspekten der identitären Selbstverortung interessieren Fragen nach gesellschaftlicher Inklusion und Exklusion, Gruppensolidaritäten und Gender Aspekten.

Weitere Informationen


Information

Projektbearbeiterin:
Michaela Raggam-Blesch

Finanzierung:
Drittmittel (APART-Projekt)

Projektdauer:
01.01.2012 – 30.06.2015