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Der historische Diskurs war in der Tschechoslowakei lange von einem kommunistischen Narrativ kontrolliert, das die Vertreibung und Aussiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung als legitim und notwendig rechtfertigte und damit das Thema als erledigt erachtete. Vorstöße gegen diese Diskurskontrolle – in den späten 1970er Jahren etwa von Ján Mlynárik „Danubius“ oder durch die Gruppe, die unter dem Kollektivpseudonym Bohemus schrieb – erreichten bis 1989 keine breite Öffentlichkeit.

Seit 1989 kann man sich zu dem Thema äußern, ohne strafrechtliche Verfolgung fürchten zu müssen. Aber als historisches Erbe vermag das Thema noch immer starke Emotionen und ein Unbehagen zu wecken. Vor allem eine jüngere tschechische und slowakische Generation kann einen befreiten Blick auf diesen Geschichtsabschnitt und die tief greifenden Veränderungen, die die Aussiedlung für das Land und die Kultur der Tschechoslowakei mit sich brachte, richten.

In Österreich wurde der Diskurs wiederum lange Zeit von den Landsmannschaften bestimmt, also den institutionalisierten VertreterInnen der Vertriebenen, die neben einer kulturellen vor allem auch eine politische Repräsentation darstellten und dabei materielle Ansprüche gegenüber der Tschechoslowakei vertraten. Was den Landsmannschaften dabei wenig gelang, war, das Thema zu einem öffentlichen Anliegen der österreichischen Gesellschaft zu machen. Ein Hindernis bestand in der nicht selten wahrgenommenen Nähe zum rechten Spektrum der Politik. Damit verbunden war die Verdrängung dessen, wie tief die Sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein am Vorabend des Zweiten Weltkriegs mit dem Deutschen Nationalsozialismus verstrickt war und in welchem Umfang die deutschsprachigen BewohnerInnen der Tschechoslowakei der Politik der SdP und der NSDAP zustimmten.