Man And Biosphere Qualitätssicherung

Finanzierung: Österreichisches MAB-Komitee der ÖAW

Laufzeit: April bis Oktober 2006

Projektvolumen: 20.200 Euro

Projektträger: Institut für Stadt- und Regionalforschung der ÖAW

Projektleitung: Prof. Axel Borsdorf

Projekt-Management: Sigrun Lange

Kriterienkatalog zur Bewertung von Biosphärenpark-Neuanträgen und zur Evaluierung der effektiven Umsetzung der Internationalen UNESCO-Richtlinien für Biosphärenparks

Im Rahmen des Projektes wurde ein Kriterienkatalog für die Überprüfung der Neueinrichtung bzw. die Evaluierung von existierenden Biosphärenparks am Fallbeispiel Österreich erstellt. Basierend auf den Grundlagen der Sevilla-Stratgie, bezieht sich der Kriterienkatalog vorwiegend auf die spezifischen naturräumlichen, sozioökonomischen und umweltpolitischen Bedingungen in Österreich. Von internationalen Experten aus Politik, Wissenschaft und der Schutzgebietspraxis werden in einem Workshop Kriterien erarbeitet, die entweder als Ausschlusskriterien ein MUSS für Biosphärenparks sind oder als Bewertungskriterien lediglich eine Handlungsempfehlung darstellen.

Den Mitgliedern des österreichischen MAB-Nationalkomitees wird mit dem Kriterienkatalog ein Hilfsmittel an die Hand gegeben, mit dem sich die Bewertung von Neuanträgen ohne großen Aufwand prüfen und die Weiterentwicklung der bestehenden Biosphärenparks fördern lässt. Dies ist vor allem in Zeiten wichtig, da in Österreich neue Biosphärenpark-Initiativen regelrecht wie Pilze aus dem Boden schießen, wohingegen manche „alte“ Gebiete vor der Frage stehen, wie sie die neuen Anforderungen seit der Sevilla-Strategie mittelfristig umsetzen sollen und inwieweit das UNESCO-Prädikat für ihre Region weiterhin Sinn macht.
Hintergrund des Projektes:

In vielen Ländern der Erde werden die Anforderungen der UNESCO an Biosphärenreservate nur teilweise umgesetzt. Fehlendes Wissen, zu geringe finanzielle Mittel und unzureichende Managementstrukturen erschweren eine Entwicklung der Gebiete im Sinne der Sevilla Strategie. Bei manchen Biosphärenreservaten handelt es sich um reine Forschungsstätten; andere führen ein Schattendasein neben räumlich überlappenden Schutzgebietskategorien, wie etwa Nationalparks. So auch in Österreich: nur zwei der sechs Biosphärenparks entsprechen den internationalen Bestimmungen der UNESCO. Langfristig stellt sich die Frage, inwieweit diese Gebiete weiterentwickelt werden können oder ob eine Aberkennung des internationalen UNESCO-Prädikates nicht sinnvoller und der Glaubwürdigkeit des gesamten MAB-Programms zuträglicher wäre.

Dieser unzureichenden Umsetzung des Biosphärenpark-Konzeptes entgegen steht derzeit in Österreich ein regelrechter Boom an potentiellen Neuzugängen für das Weltnetz der Biosphärenreservate: Wie Pilze schießen Gruppierungen aus dem Boden, die in ihrer Region für das internationale UNESCO Prädikat werben. Doch den neu einzurichtenden Gebieten stehen nur wenige nationale „Best practice“-Beispiele zur Orientierung zur Verfügung. Die Sevilla-Strategie von 1995 hält zwar Handlungsempfehlungen für die internationale und nationale Ebene sowie für die einzelnen Biosphärenreservate bereit, diese müssen jedoch primär von den einzelnen Staaten umgesetzt und in die länderspezifischen und politischen Rahmenbedingungen eingebettet werden.

Als einziges europäisches Land hat dies bisher Deutschland realisiert. Eine „Ständige Arbeitsgruppe der Biosphärenreservate in Deutschland“ (AGBR) hat „Kriterien für Anerkennung und Überprüfung der Biosphärenreservate der UNESCO in Deutschland“ entwickelt. Diese wurden 1996 verbindlich angenommen. Sie erleichtern dem deutschen MAB-Nationalkomitee die Begleitung der Antragstellung von neuen sowie die Weiterentwicklung von bereits existierenden Gebieten. Bei der Einrichtung von österreichischen Biosphärenparks wie beispielsweise dem Wienerwald wurden die deutschen Kriterien zur Orientierung herangezogen. Diese sind jedoch nicht auf die politischen und naturräumlichen Verhältnisse Österreichs abgestimmt. Aus diesem Grund hat sich das österreichische MAB-Nationalkomitee zur Erarbeitung von eigenen nationalen Kriterien entschlossen.