GEDENKBUCH

für die Opfer des Nationalsozialismus
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Fassade und Siegel der Akademie der Wissenschaften. Bild: ÖNB-Bildarchiv, Sign. L 32.608-C bzw. Siegelsammlung des Archivs der ÖAW

Alfred Hettner, kMA 1930


geb. am 6. August 1859 in Dresden, gest. am 31. August 1941 in Heidelberg

Alfred Hettner wurde 1930 zum korrespondierenden Mitglied im Ausland (kMA) der Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt. Der Geograph wurde im Jahr 1940 aus rassistischen Gründen ausgeschlossen.

Hettner wurde als Sohn des aus Leisersdorf (Uniejowice, Polen) stammenden Literaturhistorikers Hermann Hettner (1821–1882) und seiner Frau Anna Elisabeth (1838–1897), geb. Grahl, in Dresden geboren. Im Jahr 1877 nahm er an der Universität Halle das Studium der Geographie auf, wechselte an die Universität Bonn und danach an die Universität Straßburg. Er promovierte mit seiner Dissertation über „Das Klima von Chile und Westpatagonien“ in Straßburg 1881 und habilitierte sich 1887 mit seiner Schrift „Der Gebirgsbau in der Sächsischen Schweiz“ an der Universität Leipzig. 1882 übernahm er eine Hauslehrerstelle in Bogota, die er für Forschungsreisen insbesondere zur Erforschung der Cordillere von Bogota nutzte. In den Jahren 1888 bis 1890 führte er im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde eine Forschungsreise nach Süd-Peru und Nord-Bolivien durch. 1890 setzte er seine Dozententätigkeit in Leipzig fort, wo er 1894 zum ao. Professor ernannt wurde. 1897 als Professor der Geographie an die Universität Tübingen berufen, ging er 1899 an die Universität Heidelberg, wo seine Professur 1906 in ein Ordinariat umgewandelt wurde. Hettner emeritierte im Jahr 1928, er verstarb im Jahr 1941 in Heidelberg.

Alfred Hettner gehörte der Akademie der Wissenschaften in Wien seit 1930 als korrespondierendes Mitglied im Ausland (kMA) an. Im Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 3. Oktober 1940 wurde der Akademie der Wissenschaften mitgeteilt, dass Alfred Hettner und weitere sechs namentlich genannte Mitglieder – Walther Brecht, Franz Boas, Karl Bühler, Viktor Franz Hess, Hermann Mark, Erwin Schrödinger – auszuscheiden seien.

Hettner begründete im Jahr 1895 die renommierte Geographische Zeitschrift. Er war Vorsitzender der Heidelberger Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft.


Schriften (Auswahl)


  • Alfred Hettner, Das Klima von Chile und Westpatagonien, Dissertation, Universität Straßburg 1881.
  • Ders., Der Gebirgsbau in der Sächsischen Schweiz, Habilitationsschrift, Universität Leipzig 1887.
  • Ders., Grundzüge der Länderkunde, 2 Bde., Leipzig 1924.
  • Ders., Die Klimate der Erde, Leipzig 1930.
  • Ders., Vergleichende Länderkunde, 4 Bde., Leipzig 1933–1935.


Quellen und Literatur (Auswahl)


    • Archiv der ÖAW, Personalakt.
    • Archiv der ÖAW, Protokoll der Gesamtsitzung am 25. Oktober 1940 (A957).
    • H.[ugo] Hassinger, k.M. Alfred Hettner, in: Akademie der Wissenschaften in Wien. Almanach f. d. J. 1945, 95. Jg., Wien 1947, 236–239.
    • Herbert Matis, Ausschluss von Mitgliedern, in: Johannes Feichtinger – Herbert Matis – Stefan Sienell – Heidemarie Uhl (Hg.), Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945. Katalog zur Ausstellung, Wien 2013, 55–62.


    Datenbanken (Auswahl)


    Person suchen