Institut Österreichisches Biographisches Lexikon
und biographische Dokumentation

Biographie des Monats

Der Begründer des ältesten Alpengartens der Welt: Nikolaus Thomas Host

Auf den 6. Dezember fällt der 250. Geburtstag von Nikolaus Thomas Host. Er gilt als der Schöpfer des Gartens der „Flora austriaca viva“. Dieser Garten, der auch „Garten der Kronländer“ genannt wurde, gehört seit 1930 zum botanischen Garten der Universität Wien und trägt heute den Namen „Host’scher Garten“.

 

Nikolaus Thomas Host, geboren in Fiume (Rijeka, HR), 6. 12. 1761; gestorben im Schloss Schönbrunn, NÖ (Wien), 13. 1. 1834, studierte an der Universität Wien Medizin und Botanik, u. a. bei Nikolaus Joseph Frh. von Jacquin, der ihn auch in seinen Salon einführte. Dort wurde nicht nur geplaudert, sondern auch über Wissenschaft gesprochen. 1787 promovierte er zum Dr. med. Danach wirkte er als Arzt in Wien, wo er insbesondere als Kurarzt erfolgreich war. 1792 wurde er kaiserlicher Rat und enger Vertrauter von Kaiser Franz II. (I). Host schlug dem Kaiser vor, auf dem Areal des Belvedere, im ehemaligen Küchengarten des Prinzen Eugen, einen Garten für die „Flora austriaca viva“ anzulegen. In diesem Garten, der ab 1793 auch „k. k. botanischer Garten im Belvedere“ genannt wurde, sollten nach dem Willen des Kaisers nur solche Pflanzen kultiviert werden, die in der österreichischen Monarchie wild wuchsen. Als Direktor des Gartens (1793-1834) legte Host vorerst einen Baum- und Arzneigarten an und gestaltete ihn mit Pflanzen aus seiner eigenen privaten Sammlung. Später bereicherte Host die Vielfalt der Pflanzen durch Arten, die er auf zahlreichen botanischen Exkursionen durch die Monarchie entdeckte und nach Wien gebracht hatte. Ein Großteil dieser Pflanzen stammte aus Tirol, der Steiermark, Kärnten sowie aus dem damals botanisch noch kaum erforschten Istrien und Dalmatien.

1797 gab Host, gleichsam als Kommentar zu diesem Garten, ein mit großer Genauigkeit geschriebenes Handbuch, „Synopsis plantarum in Austria provinciisque adjacentibus sponte crescentium“, heraus. Prachtvoll ausgestattet sind die von Host zwischen 1801–09 in einem vierbändigen Werk veröffentlichten „Icones et descriptiones graminum austriacorum“. Dieses dem Kaiser gewidmete Werk wurde von Johann Ibmayer (Jebmayer) mit 400 Pflanzenaquarellen illustriert und befasst sich mit Gräserarten, die überwiegend in Zentraleuropa vorkommen. 1827-31 veröffentlichte Host eine „Flora austriaca“. 1828 entstand das mit 105 Pflanzenaquarellen ausgestattete Werk „Salix“, eine monographische Bearbeitung der Weiden.

Thomas Host als Botaniklehrer

Als Mitglied vieler gelehrter Gesellschaften stand Host mit namhaften Botanikern in Kontakt, wie u. a. Leopold Trattinick, Paul Kitaibel und Friedrich Martin Josef Welwitsch. 1799–1804 lehrte er an der Theresianischen Ritterakademie. Auch Kaiser Franz II. (I.), der ein reges Interesse an der Pflanzenkunde hatte, wurde während seiner Sommeraufenthalte an der Donau von Host unterwiesen. Für die jüngeren Brüder des Kaisers, die Erzherzöge Johann, Anton und Rainer, wurde auf den Rat von Host im Park von Schönbrunn - im Wald zwischen Gloriette und dem Fasangarten – ein Unterrichtsgarten nach dem Linnéschen System eingerichtet. Um 1865 wurde die Alpenpflanzensammlung der Erzherzöge ins Belvedere übertragen und bildete den Grundstock für den heutigen Alpengarten, der direkt an den Host’schen Garten angrenzt.

 

Die Pflanzengattung „Hosta“

1812 benannte Leopold Trattinnick eine asiatische Pflanzengattung mit dem wissenschaftlichen Namen „Hosta“. Erst 1905 wurde die Gültigkeit des Namens für diese Gattung auf dem internationalen Botanikerkongress in Wien bestätigt. Zu Lebzeiten von Thomas Host waren nur drei Arten aus dieser Gattung bekannt, heute gibt es mehr als 40 beschriebene Arten. In den letzten Jahren haben die auch „Funkien“ genannten Hosta-Arten und ihre vielen gezüchteten Formen enorme hortikulturelle Popularität erlangt, sie zählen auch zu den Lieblingspflanzen von Prinz Charles.

 

 

Literatur: Wiener Zeitung, 24. 6. 2002; ADB; Czeike; SBL; Stafleu (m. W. u. L.); Wurzbach; Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 5, 1855, S. 35f., 48; H. Dolezal, F. Welwitsch, vida e obra, 1974, s. Reg.; Ch. Riedl-Dorn, Die Grüne Welt der Habsburger, 1989, S. 36; M. Petz-Grabenbauer, Der Hortus Botanicus Vindobonensis unter der Leitung von J. F. von Jacquin, S. Endlicher und E. Fenzl 1, phil. Diss. Wien 1997, S. 51; M. Klemun – M. A. Fischer, in: Neilreichia 1, 2001, S. 108f.; H. W. Lack, Ein Garten Eden, 2001, s. Reg.; V. Birke, in: Römische historische Mitteilungen 47, 2005, 408ff.; M. Klemun, in: Designing Botanical Gardens: Science, Culture and Scociability, 2008, S. 418; D. J. Mabberley, in: Mabberley’s Plantbook, 2008, s. Reg.; Michael Kiehn - Monika Kiehn, in: Europäische Wissenschaftsbeziehungen 3, 2011, S. 224f.; Universitätsbibliothek, Theresianische Akademie, Wien; Mitteilung Michael Kiehn, Barbara Knickmann, Wien.

(M. Petz-Grabenbauer)


Dem Botanischen Garten der Universität Wien, besonders Herrn Michael Kiehn und Frau Barbara Knickmann, sei für die Bereitstellung der Bilder gedankt.