Institut Österreichisches Biographisches Lexikon
und biographische Dokumentation

Biographie des Monats

Ein Wegbereiter der katholischen Publizistik in Österreich: Richard Barta

Vor 100 Jahren wurde der einstige Chefredakteur und spätere Herausgeber der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur „Kathpress“, der Journalist Richard Barta geboren. Er zählte zu den wichtigsten Persönlichkeiten der katholischen Publizistik in Österreich.

 

Jugend und Studium

Richard Barta wurde am 23. August 1911 als Sohn eines Straßenbahners geboren und wuchs im Arbeiterbezirk Wien-Simmering auf. Sein Vater war tschechischer Abstammung, seine Mutter stammte aus dem Weinviertel.

Nach der Matura 1930 studierte er als Werkstudent bis 1936 Germanistik, Geschichte und Geographie an der Universität Wien. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Hortlehrer und Erzieher. Im Februar 1937 wurde er im Fach Germanistik mit einer Dissertation über die Romane des deutschen Schriftstellers und Historikers Hermann Stegemann zum Dr. phil. promoviert.

 

Einstieg in den Journalismus

Bereits in seiner Jugend war Barta Mitglied der katholischen Mittelschülerverbindung „Vandalia“ und später des Volksbunds der Katholiken gewesen, wodurch er in die Organisationsformen des österreichischen Katholizismus der zwanziger und dreißiger Jahre hineinwuchs.

Im März 1937 begann er unter der Ägide des späteren Prälaten Jakob Fried die journalistische Laufbahn bei der Christlichen Pressezentrale. Nach deren Auflösung infolge des „Anschlusses“ 1938 gelang es ihm, eine Anstellung bei der „Volkszeitung“ zu finden, wo er bis 1940 tätig war. Nach dem Kriegsdienst (19401945) arbeitete er 1945 bis Mitte 1947 als Nachrichtenredakteur beim Allied Control Authority-Pressedienst der britischen Besatzungsmacht.

Im Sommer 1947 wechselte er als innenpolitischer Redakteur zu der von Julius Raab gegründeten „Wiener Tageszeitung“, 1952 erfolgte sein Wechsel in die Außenhandelsabteilung der Bundeswirtschaftskammer, wo er die Leitung der Presse- und Informationsstelle übernahm, die er bis 1955 innehatte.

 

Bartas Wirken für das katholische Pressewesen

Ebenfalls 1952 wurde Barta zum Pressechef des Österreichischen Katholikentages ernannt und konnte dadurch entscheidenden Einfluss auf dessen Verlauf nehmen. In dieser Funktion war er auch maßgeblich an der Vorbereitung des sogenannten Mariazeller Manifests („Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft“) beteiligt, das im Rahmen einer Anfang Mai 1952 in Mariazell abgehaltenen Vorbereitungstagung für den 1. Österreichischen Katholikentag erarbeitet worden war.

Auf Vorschlag des für die Pressearbeit in der Bischofskonferenz verantwortlichen damaligen Bischof-Koadjutors Franz König wurde Barta als Nachfolger von Felix Gamillscheg am 1. Juni 1955 zum Chefredakteur der Katholischen Presse-Agentur „Kathpress“ berufen und übernahm auch deren Geschäftsführung. Außerdem fungierte er als Pressesprecher von König und verfasste in dieser Funktion für den späteren Kardinal zahlreiche Reden.

Als einer der engsten Mitarbeiter Königs nahm Barta, dem die Überwindung der Frontstellung zwischen Kirche und Arbeiterschaft ein Anliegen war, seit dem Frühjahr 1957 an zahlreichen Kontaktgesprächen zwischen hohen Vertretern der katholischen Kirche und der Sozialistischen Partei teil. Ziel war die Entkrampfung des Verhältnisses zwischen Kirche und Sozialistischer Partei sowie die Anbahnung von Gesprächen über eine Anerkennung des Konkordats von 1933. Bartas gute persönliche Kontakte zu maßgeblichen Spitzenvertretern der Sozialistischen Partei, wie Franz Olah, später auch Helmut Zilk, Karl Blecha u. a., leisteten einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Zustandekommen des Vermögensvertrages von 1960 und des Schulvertrages von 1962. Diese nach längeren Verhandlungen zwischen Bruno Kreisky und Heinrich Drimmel abgeschlossenen Verträge bedeuteten auch das Ende der bisherigen Auseinandersetzung um das Konkordat von 1933 und dessen Übernahme in die Rechtsordnung der Zweiten Republik.

In den folgenden beiden Jahrzehnten gehörte Barta zu den engsten Vertrauten von Kardinal Franz König. Als Journalist und Chefredakteur der „Kathpress“ trat er im Anschluss an das Vatikanische Konzil für die Unabhängigkeit und ein professionelles Verständnis seiner Agentur („keine Kanzel der Kirche“), für eine Modernisierung, Neuordnung und plurale Meinungsbildung auch im katholischen Pressewesen insgesamt ein. Er verfügte über eine klare und bildhafte Sprache und scheute sich nicht, die eigene Meinung offen zu formulieren.

In den 1970er und 1980er-Jahren trat er entschieden für den Erhalt bestehender katholischer Wochenblätter, wie der „Furche“ ein. Gemeinsam mit deren langjährigem Chefredakteur und gleichzeitigem Präsidenten der „Concordia“ Kurt Skalnik und dem Generaldirektor des Verlagshauses Styria, Hanns Sassmann spielte er als Ratsmitglied in der International Catholic Union of the Press jahrelang auch eine maßgebliche Rolle in dieser Einrichtung. In diesem Rahmen sowie durch die „Kathpress“ unternahm er, mit dem Rückhalt Kardinal Königs, bedeutende Anstrengungen um der „schweigenden Kirche“ eine Stimme zu geben und die katholische Publizistik in Ostmitteleuropa wieder aufzubauen. Besondere Verdienste erwarb er sich dabei um den Aufbau eines katholischen Medienhauses in Zagreb („Kršćanska sadašnjost“).

Auch nach seinem Rückzug als Chefredakteur Ende 1980 nahm Barta – nun als Herausgeber – in zahlreichen Kommentaren in der „Kathpress“, in der „Furche“, in „multimedia“ und in anderen katholischen Zeitschriften regelmäßig zu Problemen der katholischen Presse Stellung.

Barta war langjähriger Sekretär und später Vizepräsident des Verbands katholischer Publizisten Österreichs. Für seine Leistungen wurde er 1970 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 1975 mit dem Titel Professor ausgezeichnet. Anlässlich seines Abschieds als Chefredakteur der „Kathpress“ erhielt er im September 1981 das Komturkreuz des Silvesterordens. Barta verstarb am 1. Jänner 1986 in Wien. Bei einer Gedenkstunde anlässlich seines 10. Todestages würdigte ihn Kardinal Franz König als patriotischen Österreicher, loyalen und kritischen Christen und Meister des Worts. Besonders betonte er dabei den Einsatz Bartas für ein neues und freies Verhältnis zwischen katholischer Kirche und politischen Parteien in Österreich.

 

Werke: Religion – Kirche – Staat, in: Bestandsaufnahme Österreich 1945–1963, ed. J. Hannak, 1963; Freie Kirche in freier Gesellschaft, in: Zwanzig Jahre Zweite Republik, ed. L. Reichold, 1965; Kardinal F. König, 1965; etc. – Ed.: Kardinal F. König. Worte zur Zeit, 1968; etc.

Nachrufe: Die Presse, 3. 1. 1986; Kleine Zeitung (Graz), 3. 1. 1986; Die Furche, 9. 1. 1986 (m. B.); Wiener Kirchenzeitung, 12. 1. 1986 (m. B.); F. Loidl, in: Wiener katholische Akademie. Miscellanea 3. R., Nr. 122, 1986 (m. B.).

Literatur: Kathpress-Tagesdienst, 30. 12. 2005; Whoʼs who in Austria 7, 1969/70; F. J. Weißenböck, Katholische Kirche und Öffentlichkeit, dargestellt am Beispiel der Katholischen Presseagentur Kathpress, kath.-theol. Diss. Wien, 1979, S. 220; M. Liebmann, Das Mariazeller Manifest, in: Thron und Altar. 1000 Jahre Staat und Kirche, ed. H. Kaindl – A. Ruhn, Graz 1996, S. 186f. (Kat.); K. Lugmayer und sein Werk, ed. E. Bader, 2007, S. 269; Archiv der Kathpress, Wien; Mitteilung Hubert Feichtlbauer, Erich Leitenberger, Josef Pumberger, alle Wien.

(Theodor Venus)


Die Bilder wurden dem Österreichischen Biographischen Lexikon freundlicherweise von Herrn Mag. Josef Pumberger (Katholische Presseagentur) für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.