05.05.2023

SOUNDS AND SIGHTS OF SCIENCE #17

Halle des Ewigen Lebens – vorgestellt von Li Huang

Was ist zu sehen/hören?

Zu sehen und zu hören ist ein Ausschnitt aus einer chinesischen Kunqu (sprich: Kúndschü)-Oper. Diese Operngattung ist etwa 600 Jahre alt und repräsentiert einen der ältesten Opernstile Chinas. Die Kunqu-Oper wurde von der UNESCO 2001 in die „Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ und 2008 offiziell in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen.

Der Ausschnitt zeigt eine Sequenz aus der Kunqu-Oper mit dem Titel Changshengdian („Halle des Ewigen Lebens“), deren Autor, Hong Sheng (1645-1704), einer der berühmtesten Librettisten der Qing-Dynastie war. Die hier wiedergegebene Szene stammt aus dem Akt Xiaoyan („Kleiner Empfang“). Darin geht es um den Kaiser und seine Lieblingsfrau, wie sie sich im Palastgarten ergehen und seine Schönheiten bewundern. – Damit endet die Szene. Ihre Fortsetzung würde zeigen, wie sich die beiden im Garten an Getränken laben („Kleiner Empfang“), worauf die Dame zu tanzen beginnt.

Was ist daran besonders interessant?

Die Aufführung dieser Kunqu-Oper fand am 13. Jänner 2010 im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Gastspiel der Theatertruppe namens Suzhou Kunqu Juyuan statt. Die Einladung erfolgte durch Univ.-Prof. Dr. Rudolf Maria Brandl (1943–2018), den damaligen Direktor des Phonogrammarchivs. Brandl war davor Musikethnologe an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er sich ab 1986 zunehmend mit der chinesischen Oper befasste. Die genannte Aufführung war die erste von insgesamt vier Kunqu-Opernabenden im Festsaal der ÖAW.

 

Wie beschäftige ich mich damit?

Die Feldforschungen zu dieser Kunqu-Oper wurden 2009 in Suzhou, VR China, absolviert. Mein Anteil daran betraf die gesamte Organisation der Reise, ferner das Etablieren der Kontakte zur genannten Theatertruppe sowie vor allem auch das Zustandekommen ihres Gastspiels in Wien. Meine weiteren Aufgaben betrafen Organisation und sprachliche Vermittlung in sämtlichen Belangen, insbesondere auch hinsichtlich der Erstellung des Programms sowie der Vorbereitungen für die Videoaufnahmen.
 


Li Huang war insgesamt zehnmal zusammen mit Professor Brandl auf Feldforschung in China. Die dabei entstandene Materialsammlung ist Teil der nach ihm benannten RMB-Collection. Dazu gehören Videoaufnahmen, Fachliteratur, fachspezifische CDs und DVDs sowie auch Nuo-Masken. Letztere wurden im Jahr 2021 auf der Schallaburg ausgestellt und von ihr im dazugehörigen Ausstellungskatalog "Sehnsucht Ferne – Aufbruch in neue Welten" vorgestellt.
Zu ihren Aufgaben am Phonogrammarchiv gehört unter anderem auch die kuratorische Betreuung des chinesischen Teils der RMB-Collection.