04.03.2022 | Auszeichnung

HÖCHSTER PREIS DER ÖAW AN KRISTIN TESSMAR-RAIBLE

Die Neurobiologin erhält den mit 36.000 Dollar dotierten Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Kristin Tessmar-Raible © Peter Rigaud.

Für ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der molekularen Chronobiologie erhält die Wiener Neurobiologin Kristin Tessmar-Raible den Ignaz L. Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Professorin für Chronobiologie am Zentrum für Molekulare Biologie an der Universität Wien wird mit dem ältesten und mit 36.000 Dollar (rund 32.000 Euro) am höchsten dotierten Preis der Akademie ausgezeichnet.

Die Verleihung des Lieben-Preises findet am 9. März 2022 um 17 Uhr an der ÖAW in Wien statt. Im Rahmen der Festveranstaltung gibt Kristin Tessmar-Raible mit ihrem Vortrag über „Die Dekodierung von Zeit durch Organismen“ Einblick in ihre Arbeit.

Innere Uhr als Taktgeber

Kristin Tessmar-Raible ist den Rhythmen des Lebens auf der Spur. Als Gruppenleiterin an den Max Perutz Labs Vienna von Universität Wien und Medizinischer Universität Wien am Vienna Bio Center erforscht sie mit ihrem Team das molekulare und zelluläre Uhrwerk von Organismen. Dabei geht sie der Frage nach, wie Sonnen- und Mondlicht, aber auch künstliche Lichtquellen Physiologie und Verhalten von Organismen beeinflussen. Diese chronobiologischen Prozesse untersucht sie am Beispiel des Borstenwurms Platynereis dumerilii, der besonders gut für die mechanistische Untersuchung lunarer Rhythmen geeignet ist. In biochemischen, zellbiologischen, genetischen und physiologischen Experimenten konnte ihr Labor gemeinsam mit Kollaborationspartnern zeigen, dass ein Molekül existiert, das zwischen Mond-und Sonnenlicht unterscheiden und Mondphasen dekodieren kann.

Kristin Tessmar-Raible, geboren 1977 in Görlitz, Deutschland, studierte Biologie an der Universität Heidelberg. Ihr Doktorat schloss sie 2004 an der Universität Marburg ab, ihre Postdoc-Ausbildung absolvierte sie wieder in Heidelberg am European Molecular Biology Laboratory (EMBL). 2008 wechselte sie an das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien und übernahm die Leitung einer Forschungsgruppe der Max Perutz Labs. Von März 2015 bis November 2017 hatte sie eine Berta-Karlik-Professur inne, von 2012 bis 2020 war sie zudem Mitglied der Jungen Akademie der ÖAW. Seit November 2017 ist die mehrfach preisgekrönte Forscherin ordentliche Professorin für Chronobiologie am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien.

Der Ignaz L. Lieben-Preis

Der Ignaz L. Lieben-Preis der ÖAW, wurde 1863 gestiftet und nach den Gründern des Bankhauses Lieben benannt. Renommierte Forscherinnen und Forscher wie die Physikerinnen Marietta Blau und Lise Meitner oder die beiden Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi wurden mit diesem Preis ausgezeichnet. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde der Ignaz L. Lieben-Preis eingestellt und die Angehörigen der Stifterfamilie von den Nationalsozialisten vertrieben. Heinrich Lieben, der 1937 den letzten Stifter-Brief unterzeichnet hatte, wurde 1945 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet.

Die großzügige finanzielle Unterstützung von Isabel und Alfred Bader hat es ermöglicht, den Ignaz L. Lieben-Preis zu reaktivieren und im Jahr 2004 erstmals wieder auszuschreiben.

 

Auf einen Blick

Lieben-Preis der ÖAW