01.09.2022

Leitende Funktion für HEPHY-Physiker in der internationalen CMS Kollaboration

Als stellvertretender Sprecher der CMS Kollaboration, welche den gleichnamigen Detektor am Large Hadron Collider des CERN betreibt, wird Wolfgang Adam, Physiker am Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (HEPHY), für die nächsten zwei Jahre Teil der Leitung dieser internationalen Kooperation von mehr als 200 wissenschaftlichen Instituten und mehr als 4000 Personen sein. Mit dieser Ernennung sind nun zwei HEPHY MitarbeiterInnen in Spitzenpositionen einer der größten Kollaborationen in der Teilchenphysik tätig.

Hinter dem CMS Experiment am Large Hadron Collider (LHC) des CERN steht eine der weltweit größten wissenschaftlichen Kollaborationen, ein Zusammenschluss von mehr als 200 Universitätsinstituten und Forschungseinrichtungen, mit mehr als 4000 Wissenschaftlern, Studenten, Ingenieuren und Technikern. Ihre Organisation beruht auf zwei Pfeilern: Die Leitungsfunktion für alle wissenschaftlichen und technischen Aspekte wird von einer “Spokesperson” wahrgenommen, welche die Kollaboration auch nach außen vertritt. Das “Collaboration Board”, in dem die teilnehmenden Institute mit je einer Stimme vertreten sind, legt die Regeln fest, nach denen die Kollaboration arbeitet, und trifft alle wesentlichen strategischen Entscheidungen.

Ab dem ersten September, und für eine Funktionsperiode von zwei Jahren, übernimmt Patricia McBride (FNAL, US) für zwei Jahre die Rolle der CMS Spokesperson. Wolfgang Adam, ein Wissenschafter am HEPHY, wird sie als Stellvertreter in der Leitung des Experiments unterstützen, zusammen mit Lucia Silvestris (INFN, IT). Er arbeitet seit 1986 am Institut für Hochenenergiephysik der ÖAW, und nahm am DELPHI Experiment am Large Electron Positron collider, dem Vorgänger des LHC, teil. Nach Ende der DELPHI Datennahme im Jahr 2000 wurde er Mitglied der CMS Gruppe am HEPHY. In der Vorbereitung für den LHC Betrieb entwickelte er entscheidende Teile der Rekonstruktionsprogramme des Spurdetektors, für den HEPHY auch Detektorelemente entwickelt und gefertigt hat. Er war für mehr als 10 Jahre Leiter der HEPHY Gruppe, welche die Analyse von CMS Daten in Wien vorbereitet und seit dem Beginn des LHC Betriebs wesentliche CMS Resultate erarbeitet hat. Innerhalb der CMS Kollaboration wurde Wolfgang Adam mit Leitungsfunktionen steigender Komplexität betreut und war von 2016-2018 als “Physics Coordinator” einer der zwei Koordinatoren des wissenschaftlichen Programms des CMS Programms.

Seine Ernennung zur deputy Spokesperson fällt in eine Zeit, in der die Kollaboration mehrere wichtige Aufgaben vor sich hat: neben der fortlaufenden Publikationstätigkeit mit Daten früherer Jahre müssen ein reibungsloser Betrieb des Detektors und eine schnelle Auswertung der Daten für den eben begonnenen “Run 3” des LHC sichergestellt werden. Gleichzeitig bereitet die Kollaboration den Ersatz zentraler Detektorkomponenten durch neue Systeme vor, die ab 2026 installiert werden sollen und höchste Datenqualität auch bei einer etwa 5-fach erhöhten Kollisionsrate in der anschließenden “high-luminosity” Phase des LHC sicherstellen werden. “Die Auswahl für diese Position mit hoher Verantwortung ist ein Vertrauensbeweis von Seiten der Kollaboration, und ich freue mich, in den nächsten zwei Jahren dazu beitragen zu können, dass CMS mit den Daten der nächsten Jahre für neue Entdeckungen bereit ist und gleichzeitig den Detektor für die Forschung der nächsten Dekade vorbereitet”, sagt Wolfgang Adam. “Der Erfolg der Kollaboration hängt von ihren Mitgliedern ab, die an Instituten auf der ganzen Welt arbeiten. Ein wesentliches Ziel der Leitung von CMS wird es sein, ihnen, und vor allem der nächsten Generation von Forschern, ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Kreativität und Begeisterung einsetzen können.”

Mit Claudia-Elisabeth Wulz, die seit September 2021 Vorsitzende des oben erwähnten CMS “Collaboration Board” ist, sind HEPHY MitarbeiterInnen nun in zwei Spitzenpositionen des Experiments tätig - eine Anerkennung nicht nur persönlicher Beiträge, sondern auch der Rolle der gesamten HEPHY CMS Gruppe in der Kollaboration.