Ludwig Salvator (1847-1915) Erzherzog von Österreich-Toskana

Vierzig Jahre lang bereiste Erzherzog Ludwig Salvator mit seinem Forschungsschiff „Nixe“ kontinuierlich den gesamten Mittelmeerraum und stellte sein arbeitsreiches Leben ganz in den Dienst der Wissenschaft. Mit seiner panmediterranen Arbeit, darunter umfassenden interdisziplinären Monografien, legte er den Grundstein für ein tiefgreifendes Verständnis dieses einzigartigen Natur- und Kulturraumes, der vielen als die Wiege der menschlichen Zivilisation gilt.

(Wolfgang Löhnert, Ludwig Salvator Gesellschaft Wien)

 

Er sammelte und veröffentlichte Märchen aus Mallorca, wobei er darauf Wert legte, dass sein einheimischer Mitarbeiter die Sprache möglichst originalgetreu aufzeichnete. Er beschäftigte sich mit glagolitischen Inschriften ebenso wie mit Flora und Fauna. Er beschrieb Landwirtschaft und Gewerbe, sah auf‘s Ganze und auf‘s Detail: Empathisch kommentierte er die schweren Traglasten der Frauen und die Schönheit der Kinder. Er zeichnete und malte die Landschaften, deren Geologie er kenntnisreich darlegte, und entwickelte mit den dreisprachig gedruckten Tabulae Ludovicianae einen umfassenden, demografisch-geografischen Fragenkatalog, den er lokalen Informanten vorlegte. Er hielt die Geografie als Universalwissenschaft für die Königin der Fächer und besuchte die großen Weltausstellungen seiner Zeit, wo seine Bücher Preise erhielten. Er wurde zum Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien gemacht. Als Mitglied des Hauses Habsburg konnte er sich ein Leben als Privatier auf seiner Jacht leisten und seine Bücher privat drucken, wenn er wollte. Er verschenkte sie großzügig. Seine Texte sind gut lesbar, eingängig, stilsicher. Er trug zu vielem bei, was in der Wissenschaft des Mittelmeerraums Bedeutung hat, einige seiner Schriften gelten bis heute als Standard, insbesondere das umfangreiche Balearenwerk. Als Person ist er widersprüchlich, ein Renaissancemensch, auf den auch das Etikett „Gelehrter“ nur mit Mühe passt. Zum hundertsten Todestag von Ludwig Salvator von Österreich-Toskana ist es hoch an der Zeit, einen wissenschaftlichen Pionier zu beleuchten und zur Beschäftigung mit ihm und seinem Oeuvre einzuladen.

(Verena Winiwarter, Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien der ÖAW)

Veranstalter: 

  • Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien (KIÖS)

Vortragende:  

Wolfgang LöhnertLeiter der Ludwig Salvator Gesellschaft Wien

Erzherzog Ludwig Salvator – Lebensskizzen des Wissenschaftlers aus dem Kaiserhaus

Marianne KlemunProfessorin am Institut für Geschichte der Universität Wien, ehem. Vizedekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien

Ludwig Salvators „Wissenslandschaften“

Das reiche Oeuvre Erzherzog Ludwig Salvators mit Schwerpunkt auf der umfassenden „Landeskunde“ der Mittelmeerinseln entsteht in einer Zeit des dramatisch-gesellschaftlichen und epistemischen Wandels, bestimmt von Spezialisierung und Ausdifferenzierung von Wissenschaftsfeldern. Der Vortrag verortet das Werk bezüglich seines Methodenrepertoires und seiner inhaltlichen Ausrichtungen im Kontext der zeitgenössischen Wissenschaft und Wissensproduktion.

Reinhard KikingerUniverstitätslektor an der Universität Wien, Forschungsassistent an der Abteilung für Meeresbiologie an der Universität Wien, Gründer und langjähriger Leiter einer meeresbiologischen Station auf den Malediven

Erzherzog Ludwig Salvator und seine Bedeutung für die österreichische Meeresforschung

Epochen der Meeresforschung. Die österreichischen Pioniere von Ransonnet und Lorenz von Lieburnau über Hans Hass bis Rupert Riedl. Die Methoden und die Bedeutung der meeresbiologischen Arbeit Ludwig Salvators. Gegenwärtige Schwerpunkte der österreichischen Meeresforschung und das Vermächtnis Ludwig Salvators für die Zukunft.

Christian GilliArbeitsgruppe Flora Ionica, Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien

Flora und Vegetation der Ionischen Inseln zur Zeit Ludwig Salvators und heute

Erzherzog Ludwig Salvator hat viele Monate seines Lebens auf den Ionischen Inseln verbracht und umfangreiche Monografien zu Paxi/Andipaxi, Lefkada, Ithaka und Zakynthos publiziert. In seinen Werken beschreibt und illustriert er eindrücklich die damals wenig bekannten Inseln aus kultur- und naturwissenschaftlicher Sicht. Der Vortrag soll den Kenntnisstand zu Flora und Vegetation der Inseln damals und heute vergleichend beleuchten.

Helga Schwendinger, Historikerin und Erzherzog-Ludwig-Salvator-Biografin

„Die Balearen, geschildert in Wort und Bild“ – Ludwig Salvators Obra maestra

Ein österreichischer Erzherzog machte es sich vor 150 Jahren zur Lebensaufgabe, eine einzigartige Enzyklopädie über die Balearen zu schreiben, die bis heute als wissenschaftliches Standardwerk unübertroffen ist.

Gerhard FaschingÖsterreichische Geographische Gesellschaft

 Von den Tabulae Ludovicianae 1869 zur heutigen geographischen Informationstechnologie. Erzherzog Ludwig Salvator (1847-1915) als geographischer Feldforscher

Erzherzog Ludwig Salvator bezeichnete die Geografie als Königsdisziplin innerhalb der Natur- und Kulturwissenschaften. Eine seiner größten wissenschaftlichen Leistungen war die Entwicklung und dann vor allem die Anwendung eines interdisziplinären landeskundlichen Fragebogens. Diese dreisprachigen "Tabulae Ludovicianae" umfassten 100 Seiten und sind ein frühes Beispiel für eine analytische quantitative Geografie.

 

Organisationskomitee:
Ernst Bruckmüller (ÖAW-KIÖS)
Gerhard Glatzel (ÖAW-KIÖS)
Wolfgang Löhnert (Ludwig-Salvator-Gesellschaft Wien)
Verena Winiwarter (ÖAW-KIÖS)

Moderation:Viktor Bruckman (ÖAW)

Ort: Festsaal der ÖAW, 1010 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2

Termin: Donnerstag, 26. November 2015, 15:00 bis ca. 21:00 Uhr

Anmeldung:karin.windsteig(at)oeaw.ac.at

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Kontakt


Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien
Österreichische Akademie der Wissenschaften

Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
1010 Wien
T +43 51581-3200, -3210
 Viktor Bruckman 
 Karin Windsteig 

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