Deportation von Pflegepersonal des Rothschildspitals

Wien 18. Währinger Gürtel 95-97, nach Theresienstadt

Bericht von Ruth Klüger


Im September 1942 wurde ein großer Teil des Personals des Rothschildspitals nach Theresienstadt deportiert, darunter auch die Krankenschwester Alma Klüger, geb. Hirschel (1903-2000), ihre Tochter Ruth Klüger und ihre Schwiegermutter, Katharina Klüger (1866-1942). In ihrer Autobiographie beschrieb Ruth ihren Alltag in Theresienstadt:

„Mir war Theresienstadt zunächst Menschen. Das Wien, aus dem ich kam, dass war dieser Spitalsgarten gewesen, die Vereinzelung und Abgeschiedenheit, meine letzten Monate. Hier war ich auf einmal in einem überfüllten Ort gekommen, wo alle den Judenstern trugen und man daher auf der Straße auf keine Stänkerei gefasst sein musste. Wo allerdings auch eine Epidemie nach der anderen grassierte: Enzephalitis, die Schlafkrankheit, war gerade im Abflauen als wir ankamen, darauf folge unter anderem Gelbsucht, an der auch meine Mutter erkrankte (Ich sehe sie noch gelb wie eine Zitrone, unglaublich gelb, im oberen Stockbett liegen; in die Krankenkaserne konnte oder wollte sie nicht), und immer Gastroenteritis. Transporte kamen an, andere wurden abgeschickt, Betten leerten sich, wurden wieder gefüllt. Die Todesnachrichten rissen nicht ab, gehörten zum Alltag.“ (Ruth Klüger, Weiterleben, S. 64f., 83)

Kurze Zeit nach ihrer Ankunft in Theresienstadt verstarb auch Katharina Klüger am 19. November 1942. Ruth und Alma wurden am 16. Mai 1944 nach Auschwitz verschickt und überlebten mehrere Konzentrations- und Arbeitslager. Nach ihrer Befreiung in Groß-Rosen warteten sie ihre Auswanderung in die USA in Straubing (Bayern) ab. Bis 1951 lebte Ruth Klüger in New York, danach großteils in Kalifornien. Ihr Doktorat in Germanistik schloss sie an der Universität Berkeley im Jahr 1967 ab. Von 1976 bis 1994 unterrichtete sie an der University of California und an der Princeton University. Ruth Klüger lebt in Kalifornien. Zu den zahlreichen Ehrungen Klügers in Österreich gehören der Österreichische Staatspreis für Literaturkritik (1997), der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (2001), der Wiener Frauenpreis in der Kategorie "Gedenkjahr 1938" (2008) und der Theodor-Kramer-Preis (2011).

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