GEDENKBUCH

für die Opfer des Nationalsozialismus
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Fassade und Siegel der Akademie der Wissenschaften. Bild: ÖNB-Bildarchiv, Sign. L 32.608-C bzw. Siegelsammlung des Archivs der ÖAW

Karl/Carl Michael Rix


geb. am 1. August 1912 in Wien, gest. 1989 in Berlin

In der nach dem „Anschluss“ erstellten „Liste der Arbeitenden“ der BVA ist Karl Rix als „Nicht-Arier“ gekennzeichnet und als „ausgetreten“ vermerkt. Karl Michael Rix wurde als Sohn von David Rix und seiner Frau Margarethe, geb. Popper, am 1. August 1912 in Wien geboren. Rix absolvierte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und arbeitete danach als Graphiker. Es ist gut denkbar, dass er in seiner Freizeit wissenschaftliche Graphiken und Zeichnungen für die Botanische Abteilung der BVA angefertigt hat.

Am 13. April 1938 wurde die BVA vorübergehend geschlossen. Ab der Wiedereröffnung am 26. April war der Zutritt nur noch für die „inzwischen auf Ansuchen mit Zulassungsscheinen beteilten Arbeitenden“ möglich, so die Mitteilung in einem Schreiben des designierten Akademiepräsidenten Heinrich Srbik (1883–1981) und des kommissarischen Rektors der Universität Wien Fritz Knoll (1883–1981), der mit der „Wahrnehmung der Interessen der Landesleitung der NSDAP für die Akademie der Wissenschaften“ betraut worden war. Damit wurde jüdischen Forschenden spätestens mit 13. April 1938 der Zutritt zur BVA praktisch verweigert.

Carl Michael Rix bemühte sich um die Emigration. Im Auswanderungsbogen der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien gab Rix als Beruf Textilzeichner für gedruckte Modestoffe, Reklamezeichner und Illustrator an und als seine letzte Anstellung das Textilzeichenatelier Charlotte Handl in Wien-Döbling. Mit Hilfe der Quäker gelang ihm 1938 die Flucht nach England, wo er als „enemy alien“ interniert und nach Kanada verschifft wurde. Wieder in Freiheit trat er in die kanadische Armee ein und absolvierte dort die Grundausbildung. Nach Kriegsende ermöglichte ihm die kanadische Regierung, ein Studium zu beginnen. Er besuchte die Kunstuniversität Montreal. Dort lernte er seine Kommilitonin Lauretta Spector kennen, die er 1947 ehelichte und mit der er am Anfang der 1950er Jahre in Toronto künstlerisch tätig war.

1965 übersiedelte Karl Rix mit seiner Frau Lauretta und den beiden Töchtern in die DDR, wo er und seine Frau in Berlin-Ost als Grafiker und Buchillustratoren tätig waren. Er verstarb im Jahr 1989 in Berlin.

 


Quellen und Literatur (Auswahl)


    • Archiv der ÖAW, Bestand BVA.
    • Archiv der ÖAW, NL Fritz Knoll, K. 1, Mappe 2, Konv. „Akten (1935)1938“ („Liste der Arbeitenden“).
    • Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Matriken; Bestand Jerusalem, A/W 2589, 67, 26536.
    • Deborah Simon, The true story of the school mural artists, in: Owen Sound Hub,1.2019.
    • Klaus Taschwer, Vertrieben, verbrannt, verkauft und vergessen, in: derStandard.at, 19.2.2013.
    • Klaus Taschwer, Vertrieben, verbrannt, verkauft, vergessen und verdrängt. Über die nachhaltige Vernichtung der Biologischen Versuchsanstalt und ihres wissenschaftlichen Personals, in: Johannes Feichtinger – Herbert Matis – Stefan Sienell – Heidemarie Uhl (Hg.), Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945. Katalog zur Ausstellung, Wien 2013, 105–115, hier: 111.

     


    Datenbanken (Auswahl)


     

    Person suchen