In der Teilchenphysik gibt es zu jedem Teilchen ein Spiegelteilchen, wie etwa Elektron und Positron, Proton und Anti-Proton. Experimentell lässt sich aus solchen Anti-Teilchen Anti-Materie zusammenbauen. Warum aber finden Astronomen keinen Hinweis auf natürliche Anti-Materie im heutigen Universum? Wohin ist sie verschwunden, wenn beim Urknall, gemäß den Gesetzen der Teilchenphysik, Materie und Anti-Materie zu gleichen Teilen entstanden sind?
Tatsächlich nehmen Physiker/innen heute an, dass im frühen Universum etwas mehr Materie als Anti-Materie vorhanden war. Dieser „kleine Rest“ sei bis heute vorhanden. Der Megaanteil – Materie und Anti-Materie – hätte sich gegenseitig ausgelöscht. Für dieses Szenario muss es auf elementarer Ebene einen Unterschied zwischen einem Teilchen und seinem Spiegelbild geben, den man wissenschaftlich als die sogenannte CP-Verletzung bezeichnet. Das japanische Belle-Experiment, an dem das österreichische Institut für Hochenergiephysik der ÖAW beteiligt ist, hat wesentliche Beiträge zur Erforschung der CP-Verletzung geliefert, die durch den Physik-Nobelpreis 2008 an Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa gewürdigt wurden.
Christoph Schwanda vom Institut für Hochenergiephysik (HEPHY) der ÖAW erklärt bei seinem Vortrag „Wohin die Anti-Materie im Universum verschwunden ist“ im Rahmen der Ausstellung „Wie alles begann. Von Galaxien, Quarks und Kollisionen“ das Ziel und die österreichischen Beiträge zum Belle-Experiment. Die HEPHY-Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien ist noch bis 20. August 2017 zu sehen.