Analyse einer Körpergrabgruppe früher Pannonier
Projektleitung: L. Formato
Mit Entdeckung der Potzneusiedler Körpergrabgruppe durch das Bundesdenkmalamt im Jahre 2011 lässt sich die bisher fast ausschließlich von Grabstelen überlieferte „norisch-pannonische“ Tracht erstmals im archäologischen Befund in großer Anzahl eindeutig fassen. Mindestens elf der 27 hier in der birituellen Nekropole in Körpergräbern beigesetzten Personen wurden mit Bekleidungsbestandteilen aus Buntmetall dieser „Trachtgruppe“ ausgestattet. Darunter befinden sich beispielsweise norisch-pannonische Flügelfibeln, Augen- und Scheibenfibeln sowie norisch-pannonische Gürtelgarnituren. Eine Besonderheit stellt jedoch nicht nur die hohe Anzahl hervorragend erhaltener metallener Bekleidungsbestandteile und Keramikbeigaben dar. Auch die Datierung der für den nordwestpannonischen Raum ungewöhnlich frühen Körperbestattungen kann als bisher singulär bezeichnet werden. Erste Gräber wurden bereits in tiberischer Zeit angelegt. Damit fallen diese in eine Frühphase der Provinzgeschichte. Die Fundmaterialien deuten außerdem auf Kontakte in norddanubische Regionen und in südlichere Gebiete (Oberitalien) hin. Zusammen mit diesen Merkmalen wirft auch die unmittelbare Lage im Hinterland des Carnuntiner Legionslagers zahlreiche Fragen über die Rolle dieser eindeutig nicht-römischen Personengruppe auf. Zentral soll dabei mithilfe von kleinfundbasierter-antiquarischer und bioarchäologischer Expertise folgenden Forschungsfragen nachgegangen werden:
Diesen Forschungsfragen wird in der AG Grenzen und Grenzräume seit Oktober 2019 im Rahmen des Teilprojektes „Gräberfeld Potzneusiedl – Analyse einer Körpergrabgruppe aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. mit ‚norisch-pannonischen‘ Trachtbeigaben“ unter Leitung von Lucia Formato nachgegangen. Die Untersuchungen der anthropologischen Überreste erfolgen über die Firma AnthroArch GbR (D) durch Kristin von Heyking. Mit der Restaurierung der Funde wurde Irina Huller beauftragt. Gefördert wird dieses Projekt aus Mitteln der Energie Burgenland (AT) und durch eine PostDoc-Kofinanzierung der Hans-Böckler-Stiftung (D).
Irina Huller
Stefan Schwarz