12.04.2013

Woher der Schall kommt

Mathematische Methoden für bessere Ortung von Schallquellen in virtuellen akustischen Umgebungen. FWF bewilligt das internationale Forschungsprojekt BIOTOP

Am Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) startet am 1. Mai 2013 ein internationales FWF-Projekt zur Entwicklung besserer Methoden zur Berechnung der Ortung von Schallquellen in virtuellen Umgebungen. In den nächsten drei Jahren werden Forschungsgruppen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz an der Entwicklung neuer Algorithmen arbeiten, die Lösungen für die konkrete Anwendung ermöglichen sollen.

Ziel des Projekts BIOTOP (Adaptive Wavelet und Frame Techniken für BEM in der Akustik, Rand-Integral Verfahren mit optimalen Eigenschaften) ist die Entwicklung verbesserter Methoden zur Berechnung der kopfbezogenen Übertragungsfunktion, der „Head-Related Transfer Function“ (HRTF). „Die HRTF beschreibt die Filterwirkung von Ohr, Kopf und Torso und somit die Grundlage des menschlichen Ortungssystems von Schallquellen, beispielsweise eines herannahenden Autos“, erläutert Projektleiter Wolfgang Kreuzer vom ÖAW-Institut für Schallforschung.

Zur Berechnung dieser HRTF wird die im Bereich der Akustiksimulation gängige „Randelemente-Methode“ (BEM – Boundary Element Method) eingesetzt. Diese hat in der herkömmlichen Anwendung jedoch den großen Nachteil, dass bei steigenden Frequenzen enorme Rechenzeiten und Ansprüche an Computer-Hardware erforderlich sind. Für die Berechnung der HRTF müssen jedoch Frequenzen bis zu 20.000 Hz berücksichtigt werden, und deshalb konnte die BEM in der Vergangenheit nur beschränkt zur Berechnung dieser Filterfunkionen eingesetzt werden. „Die im Projekt BIOTOP entwickelten effizienten Berechnungsmethoden sollen helfen, diesen Nachteil der BEM auszugleichen und somit eine effizienten Berechnung von HRTFs im hörbaren Frequenzbereich ermöglichen“, sagt Institutsdirektor Peter Balazs, der gemeinsam mit Wolfgang Kreuzer und Tomasz Hrycak das österreichische Team bildet.

Rechenaufwand reduzieren

Im Projekt BIOTOP sollen Möglichkeiten entwickelt werden, den Rechenaufwand durch den Einsatz von adaptiven Wavelet- und Frame-Methoden zu reduzieren und so die BEM zur HRTF-Berechnung einsetzbar zu machen. Die Wavelet-Transformation stellt im Vergleich zu den üblichen Methoden vorteilhaftere Funktionen zur Verfügung, die sich teilweise automatisch besser an die Verteilung eines Schallfelds anpassen können. Frames sind eine Verallgemeinerung von Wavelets und gestatten eine noch flexiblere Konstruktion und somit eine bessere Anpassung an den spezifischen Problemfall.

BIOTOP ist ein internationales D-A-CH Projekt mit Unterstützung von drei nationalen Forschungsförderungsgesellschaften: DFG (Deutschland), FWF (Österreich) und SNF (Schweiz). Das Forschungsteam am ÖAW-Institut für Schallforschung wird durch Forschungsteams um Stephan Dahlke, Fachbereich Mathematik und Informatik der Phillipps-Universität Marburg, und Helmut Harbrecht, Mathematisches Institut der Universität Basel, ergänzt. Die Expertise von drei Gruppen aus diesen drei Ländern vereint sich so zur Entwicklung neuer Algorithmen, die die Lösung von Problematiken in der konkreten Anwendung ermöglichen. BIOTOP kombiniert Ansätze aus der mathematischen Theorie mit deren unmittelbarer Umsetzung in numerischer und angewandter Mathematik.

Weitere Informationen zum Projekt:
http://www.kfs.oeaw.ac.at/biotop

Kontakt:
Dr. Wolfgang Kreuzer
Institut für Schallforschung
Österreichische Akademie der Wissenschaften
T +43 1 51581-2518
wolfgang.kreuzer(at)oeaw.ac.at