Im Laufe der letzten 50 Jahre brachten Strukturbiologie und strukturelle Genomik Licht in die dreidimensionalen Strukturen der genomischen Proteine. Zu den wichtigsten Methoden gehört NMR, die Kernspin-Tomografie. Mit dieser Methode gelingt es, die atomare Gestalt der Proteine in Lösung – vergleichbar mit den Bedingungen in der lebenden Zelle – zu erkennen. Die Proteine sind dabei nicht starr an einem Ort, sondern unterliegen während der Untersuchung der Brown’schen Molekularbewegung, was Informationen über intra- und intermolekulare Prozesse liefert.
Über diese Prozesse, die mithilfe moderner Bioinformatik simuliert werden können, berichtet Kurt Wüthrich bei einer Hans Tuppy Lecture an der Universität Wien. "Dynamics in Protein Molecules" ist das Thema des an der ETH Zürich und The Scripps Research Institute, La Jolla, CA, USA, aktiven Forschers.
Zwischen der Schweiz und den USA: Kurt Wüthrich
Kurt Wüthrich ist Cecil H. und Ida M. Green Professor für Strukturbiologie am Scripps-Forschungsinstitut in La Jolla, Kalifornien, USA, und Professor für Biophysik an der ETH Zürich in der Schweiz. Sein Forschungsinteresse gilt der molekularen Strukturbiologie und der strukturellen Genomik. Sein Spezialgebiet ist die kernmagnetische Resonanzspektroskopie (NMR, "nuclear magnetic resonance"). Insbesondere entwickelte er eine Methode zur Ermittlung der dreidimensionalen Struktur von Proteinen und Nukleinsäuren in Lösung mittels NMR-Spektroskopie. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde Kurt Wüthrich mit dem Prix Louis Jeantet de Médecine, dem Kyoto Prize in Advanced Technology, dem Nobelpreis für Chemie und weiteren Preisen und Ehrenpromotionen ausgezeichnet.
Bahnbrechendes aus Biologie und Biochemie: Die Hans Tuppy-Lectures
Hans Tuppy hat wie kein anderer die österreichische Wissenschafts- und Forschungslandschaft geprägt: als Wissenschafter, als Rektor der Universität Wien, als Präsident des FWF, als Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), als Wissenschaftsminister und in vielen weiteren Positionen.
Um den österreichischen Biochemiker und seine Leistungen zu ehren, haben die Universität Wien und die ÖAW die Hans Tuppy-Lectures ins Leben gerufen, die einmal pro Semester – alternierend an der Universität und an der Akademie – stattfindet. Im Rahmen der Reihe tragen hervorragende Wissenschaftler/innen vor, die einen bahnbrechenden Beitrag zu Biochemie oder Molekularbiologie geleistet haben.