14.11.2016

Mehr Frauen in die Wissenschaft

Seit zehn Jahren vergibt L´Oréal Österreich gemeinsam mit der ÖAW Stipendien an junge Forscherinnen. Zum Jubiläum lobte Festrednerin Auma Obama die Initiative und machte zugleich deutlich, dass die Anstrengungen fortgeführt werden müssen. Denn noch immer sind weltweit nur 30 Prozent aller Wissenschaftler/innen Frauen.

Festrednerin bei „10 Jahre For Women in Science“ im ÖAW-Festsaal war Auma Obama. © Niko Havranek
Festrednerin bei „10 Jahre For Women in Science“ im ÖAW-Festsaal war Auma Obama. © Niko Havranek

Die Welt braucht Wissenschaft – die Wissenschaft braucht Frauen. So der Slogan der Initiative „For Women in Science“, mit der L’Oréal Österreich, die österreichische UNESCO-Kommission, das Wissenschaftsministerium und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) seit inzwischen zehn Jahren Frauen in der Wissenschaft durch Stipendien fördern. Die diesjährige Vergabe von fünf Stipendien am 7. November 2016 stand ganz im Zeichen des Jubiläums. Es machte deutlich, dass bereits viel erreicht wurde, aber noch immer viel zu tun ist, damit Frauen in der Wissenschaft dieselben Chancen erhalten wie ihre männlichen Kollegen.

Beide Aspekte betonte auch die Gastrednerin des Abends, die Germanistin Auma Obama im Festsaal der ÖAW. „Die ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen zeigen, was möglich ist“, sagte Obama und erklärte zugleich, dass die wissenschaftlichen Leistungen von Frauen noch immer zu wenig wahrgenommen würden, denn: „Diese Frauen werden heute ausgezeichnet, weil sie ausgezeichnet sind.“

Obama weiß, wovon sie spricht. Sie blickt selbst auf einen bemerkenswerten Werdegang zurück: Als gebürtige Kenianerin führte sie die Begeisterung für Literatur nach Deutschland, wo sie mithilfe eines Stipendiums Germanistik studierte und schließlich promovierte. Heute ist die Halbschwester des amerikanischen Präsidenten Barack Obama als Soziologin, Germanistin, Autorin und Journalistin tätig. „Auch ich bezeichne mich als jemand, der Qualität mitbringt, Qualifikation und hoffentlich auch etwas Exzellenz. Dafür habe ich hart gearbeitet“, so Obama.

Ausgezeichnete Naturwissenschaftlerinnen

Auch Alessia Masuccio, Kerstin Richter, Ruth-Sophie Taubner, Livia Tomova und Evelyn Zöhrer haben hart gearbeitet. Nun wollen die Wissenschaftlerinnen mit ihren „For Women in Science“-Stipendien ihre Forschungsprojekte abschließen oder neue starten: „Mein Ziel ist es, mein Projekt auszuweiten und mit anderen österreichischen und internationalen Forscherinnen und Forschern zusammenzuarbeiten“, erläuterte die Hepatologin Evelyn Zöhrer von der Medizinischen Universität Graz bei der Stipendienverleihung ihre Pläne für ein eigenes Forschungslabor. In ihrem Projekt vergleicht sie die Gallensäulenprofile von Menschen, die eine Leber gespendet oder transplantiert bekommen haben. Mit dieser Methode möchte die junge Wissenschaftlerin künftig vorhersagen können, ob das Spenderorgan vom neuen menschlichen Organismus auch angenommen wird.

Ebenfalls zu den Gewinnerinnen des Abends zählen die Molekularonkologin Alessia Masuccio von der Medizinischen Universität Innsbruck, die in ihrer Forschung Signalwege der statinabhängigen Wachstumshemmungen von Krebszellen untersucht und Kristin Richter, Ozeanographin an der Universität Innsbruck, die nach den vielfältigen Ursachen von regionalen Meeresspiegelveränderungen fahndet. Ruth-Sophie Taubner von der Universität Wien wiederum versucht in den äußeren Regionen unseres Sonnensystems mögliches Leben zu finden und die Neurowissenschaftlerin Livia Tomova, gleichfalls von der Universität Wien, erforscht die Auswirkung von akutem Stress auf die soziale Kognition von Menschen.

30 Prozent Frauen in der Wissenschaft

„Sie sind der Beweis dafür, welches Potenzial wir Frauen haben und was dabei herauskommt, wenn Frauen dieses Potenzial einsetzen können“, sagte Obama in ihrer Festrede zu den Stipendiatinnen. Dass es dafür Initiativen wie „For Women in Science“ braucht, machen die Beschäftigungszahlen in der Wissenschaft deutlich. Obwohl heute mehr Frauen in der Wissenschaft arbeiten als noch vor zehn Jahren, sind es weltweit gegenwärtig dennoch nur 30 Prozent. Und das, obwohl wesentlich mehr Frauen als Männer ein Doktorat machen. Sich danach eine wissenschaftliche Karriere aufzubauen, ist zwar für alle jungen Forscher/innen eine Herausforderung. Frauen scheinen aber von der oftmals herrschenden Förderungslücke am Beginn einer möglichen Forschungslaufbahn besonders betroffen.

Und genau hier setzen die Stipendien an, wie ÖAW-Vizepräsident Michael Alram in seiner Rede erklärte. Er verwies dabei auf jene 35 Frauen, die in den vergangenen zehn Jahren ausgezeichnet wurden. Sie alle hätten ihren Platz in der Wissenschaft gefunden und forschen, betonte Alram: „Wir schließen daraus, dass die Überlegungen hinter diesen Stipendien richtig war. Zudem wird deutlich, dass die Mitglieder des Vergabe-Komitees stets ein gutes Gespür für gute Wissenschaftlerinnen bewiesen haben.“

Schließlich sollen die nun 40 Wissenschaftlerinnen auch Vorbilder für den Nachwuchs sein und jungen Frauen und Mädchen zeigen, dass für sie Platz und Bedarf in der Wissenschaft ist: „Wir brauchen Exzellenz“, so Auma Obama.

 

Die Stipendien „For Women in Science“ werden einmal

jährlich an junge Grundlagenforscherinnen in der Medizin, den

Naturwissenschaften oder der Mathematik im Festsaal der ÖAW vergeben.

Die Stipendien haben eine Laufzeit von 6 bis 12 Monaten und richten sich

an Doktorandinnen und Post Docs. Sie sollen den Einstieg von Frauen in

eine wissenschaftliche Laufbahn oder deren Fortsetzung, etwa nach einer

Karenz, unterstützen. Der Einreichtermin ist der 1. März des jeweiligen

Jahres.

„For Women in Science“-Stipendien
L’Oréal Österreich