08.02.2023

Ist Österreich wirklich so skeptisch?

Umfragen seien nicht alles, wenn es darum geht die Wissenschaftsskepsis in Österreich zu verstehen. Beteiligung von Bürger:innen und die richtige Kommunikation am richtigen Ort würden dabei helfen, den Wert von Wissenschaft zu vermitteln, betonen ÖAW-Experten Alexander Bogner und Matthias Karmasin im Rahmen des Joint Academy Day.

v.l.n.r.: Alexander Bogner vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung und Matthias Karmasin vom Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung der ÖAW. (Foto: ÖAW/Daniel Hinterramskogler)

Am 1. Februar luden die Österreichische Akademie der Wissenschaften und die Deutsche Leopoldina zu einem "Joint Academy Day" ein, um die aktuellen Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation aus den Perspektiven von Wissenschaft und Medien zu diskutieren.

Mit am Podium waren der ITA-Forscher Alexander Bogner gemeinsam mit Matthias Karmasin (CMD-ÖAW), Eva Stanzl von der Wiener Zeitung und Michael Hallek, Christoph M. Schmidt und Ricarda Winkelmann von der Leopoldina.

Die Pandemie und der Kampf um Werte

Für Alexander Bogner lässt sich die Wissenschaftsskepsis der Österreicher:innen nicht eindeutig durch Umfragen wie dem Eurobarometer erfassen: "Wir befragen Menschen, ob sie der Wissenschaft vertrauen, aber wir wissen nicht, was wir auf Basis ihrer Antworten eigentlich genau messen. Wir wissen noch nicht einmal, was diese Menschen sich beim Begriff "Wissenschaft" vorstellen." Die Proteste während der Corona-Pandemie hätten tiefere Ursachen als eine reine Ablehnung der Wissenschaft: "Menschen protestieren, wenn sie sich durch die Erklärungen der Wissenschaft in ihrer Identität oder in ihren politischen Überzeugungen bedroht fühlen. Sie verbinden mit der Wissenschaft Werte und Ansichten, die nicht ihre sind", so Bogner.

Beteiligung schafft Verständnis

Es brauche daher noch viel Forschung für die Ursachen von Wissenschaftsskepsis: "Dabei geht es nicht nur darum, dass die Öffentlichkeit alles versteht, was die Forschung sagt, sondern darum, die Werte der Wissenschaft, nämlich Offenheit und Kritikfähigkeit, zu vermitteln. Citizen Science, die Beteiligung von Bürger:innen, ermöglicht eine Annäherung, ein Verständnis dafür, wie Wissenschaft funktioniert", so Bogner.

Für Mathias Karmasin geht es nicht um mehr, sondern um die richtige Kommunikation. "Ich muss mir überlegen, wen ich adressiere und welche Sprache ich verwende. Die Öffentlichkeit unterscheidet nicht auf so vielen Ebenen wie die Wissenschaft. Welche Botschaften wichtig sind, müssen wir aushandeln, bevor wir sie weitergeben." Veranstaltungen wie die Kinderuni oder die Lange Nacht der Forschung hätten bei der Wissensvermittlung eine wichtige Funktion, so Karmasin.

Die Podiumsdiskussion "Neue Herausforderungen für die Wissenschaftskommunikation" gibt es hier auf Youtube zum Nachsehen.