21.06.2017

Grünes Licht für Suche nach zweiter Erde

Ein neues Weltraumteleskop der ESA wird ab 2026 für die Entdeckung erdähnlicher Planeten eingesetzt. Das Institut für Weltraumforschung der ÖAW steuert Hardware zur Verarbeitung des Datenstroms von 26 Kameras zur Mission PLATO bei.

Künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops PLATO auf der Suche nach erdähnlichen Planeten in weit entfernten Sternsystemen. © DLR/Susanne Pieth
Künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops PLATO auf der Suche nach erdähnlichen Planeten in weit entfernten Sternsystemen. © DLR/Susanne Pieth

Gibt es eine zweite Erde? Diese Frage beschäftigt die Weltraumforschung bereits seit Längerem. Tausende Exoplaneten wurden bisher schon entdeckt – ein Planet B war bisher aber noch nicht darunter. Nun unternimmt die European Space Agency (ESA) einen neuen Anlauf und gibt grünes Licht für die Mission PLATO (Planetary Transits ans Oscillations of stars). Voraussichtlich ab 2026 wird ein eigens gebautes Weltraumteleskop mit 26 hochempfindlichen Kameras in die Weiten des Weltraums blicken. Beteiligt an der Mission ist auch das Grazer Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Es liefert hochspezialisierte Hardware, die den ununterbrochenen, immensen Datenstrom der Kameras verarbeitet.

Mit PLATO hofft man eine zweite Erde zu entdecken, auf der vielleicht flüssiges Wasser oder sogar Leben möglich ist.


Flüssiges Wasser im Fokus

Das Besondere an der neuen Mission: Während gegenwärtige Boden- und Weltraumteleskope vor allem große Planeten um kleine Sterne finden, widmet sich PLATO insbesondere erdähnlichen Planeten, die sonnenähnliche Sterne umkreisen. „Mehr als 3.000 Exoplaneten wurden bisher gefunden. Die meisten von ihnen unterscheiden sich aber deutlich von unserer Erde“, erläutert Exoplanetenforscher Luca Fossati vom ÖAW-Institut für Weltraumforschung. „Mit PLATO hofft man eine zweite Erde zu entdecken, auf der vielleicht flüssiges Wasser oder sogar Leben möglich ist.“

Vermessung von Planetentransits

Dafür spielen die 26 hochempfindlichen Kameras eine entscheidende Rolle, die von einem Satelliten aus ins All blicken. PLATO kann mit ihnen die Lichtkurven von rund 600.000 Sternen mit bislang unerreichter Genauigkeit vermessen und ein Achtzehntel des gesamten Himmels gleichzeitig beobachten. Wenn ein erdähnlicher Planet vor seiner „Sonne“ vorbeizieht, nimmt die Helligkeit des Sterns für den aufmerksamen Beobachter geringfügig – um etwa ein Zehntausendstel – ab.

PLATO ist speziell für diese präzise photometrische Vermessung sogenannter Planetentransits designt. Aus den Lichtkurven können Durchmesser und Umlaufzeit des Planeten sowie Alter, Masse und Radius seines zentralen Sterns ermittelt werden. Mit der Unterstützung von erdgebundenen Teleskopen werden danach Masse und Dichte des Planeten errechnet, um so Ähnlichkeiten oder Unterschiede zur Erde festzustellen.

Österreichische Beteiligung

Die Leitung der Mission liegt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Neben den Grazer Weltraumforscher/innen der ÖAW ist aus Österreich auch das Institut für Astrophysik der Universität Wien dabei und liefert einen Teil der Software für die Datenverarbeitung. Gemeinsam sind die Institute an der Vorbereitung des Wissenschaftsprogramms von PLATO beteiligt und leiten den Forschungsschwerpunkt „Habitabilität von Planeten“. Finanziert wird der österreichische Beitrag zur Mission von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).