12.09.2017

GROSSES FINALE DER SATURN-MISSION CASSINI

Die Fahrt der NASA-Raumsonde ging nach 20 Jahren zu Ende. Die an Bord befindlichen Messgeräte, die unter Beteiligung von Weltraumforscher/innen der ÖAW entwickelt wurden, sammelten einzigartige Daten über einen faszinierenden Himmelskörper.

Der Eintritt von Cassini in die Atmosphäre des Gasplaneten Saturn (© NASA/JPL-Caltech)
Der Eintritt von Cassini in die Atmosphäre des Gasplaneten Saturn (© NASA/JPL-Caltech)

Fast genau 20 Jahre sind seit dem Start der Saturnmission Cassini/Huygens vergangen. Mit einem kontrollierten Absturz in die Saturnatmosphäre ging die NASA-Mission nun am 15. September zu Ende. Bis zum Schluss sammelten Messgeräte an Bord der Raumsonde, die unter Beteiligung des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) entstanden sind, wissenschaftliche Daten.

Bereits 2004 hatte Cassini nach rund siebenjähriger Reise den Saturn erreicht und den Ringplaneten seither rund dreihundertmal umkreist. Im Gepäck führte Cassini die ESA-Landesonde Huygens, die im Jänner 2005 am Fallschirm zur Oberfläche des größten Saturnmondes abstieg. Diese Landung am Titan war einer der vielen Höhepunkte einer Weltraummission, die unser Wissen über das Saturnsystem revolutioniert hat.

An Bord von Huygens war das Grazer IWF maßgeblich an der Entwicklung bzw. Datenauswertung von drei Messgeräten beteiligt. Ein am IWF gebautes Mikrofon nahm etwa die Windgeräusche während des Abstiegs auf. „Dieses Mikrofon liegt nun im Methanmorast auf dem Titan und ist unser entferntester Außenposten“, schildert IWF-Direktor Wolfgang Baumjohann. Zusammen mit Cassini zeigte Huygens, dass es auf Titan erdähnliche Landschaften gibt. Allerdings bestehen die Flüsse, Seen, Wolken und Regen aus Kohlenwasserstoffen und die Gebirge aus Wassereis. Die Temperaturen betragen frostige -180 °C.

Für Cassini kalibrierte das IWF ferner die Antennen des Radiowelleninstruments. „Dieses Gerät hat auch Gewitterblitze in der Saturnatmosphäre gemessen“, erläutert IWF-Forscher Georg Fischer, der die Daten auswertete. „Besonders spannend war ein gigantischer Sturm, der in den Jahren 2010/2011 auf der Nordhalbkugel von Saturn tobte. Bei diesem wurden zehn Blitze pro Sekunde gezählt.“ Außerdem entdeckte Cassini neue Monde und Geysire am Südpol des Mondes Enceladus. Die Kameras zeigten ein Ringsystem von Saturn, das aktiv und dynamisch ist und in dem es Wellen und vertikale Strukturen gibt, die von sogenannten Schäfermonden ausgelöst werden.

Präzise Messungen

Die letzten 22 Umläufe von Cassini um Saturn waren besonders spektakulär und führten die Raumsonde durch die Lücke zwischen dem innersten Ring und der oberen Saturnatmosphäre. Diese Nähe zu Saturn ermöglichte die bisher präziseste Messung des Magnet- und Gravitationsfelds. Daraus könnte die exakte Rotationsdauer des Gasplaneten gemessen werden.

Das Ende der Mission ist auf den Mangel an Treibstoff der Steuerdüsen zurückzuführen. Um nicht die Kontrolle über die Sonde zu verlieren und einen Absturz auf einen Mond wie Enceladus, der möglicherweise von biologischem Interesse ist, zu riskieren, ließen die Raumfahrtingenieure Cassini kontrolliert in die Saturnatmosphäre abstürzen. Sie setzten damit der knapp 20-jährigen Weltraummission von Cassini, die über Jahre eindrucksvolle Ergebnisse geliefert hat, ein glanzvolles Ende.