10.12.2015

„Gedächtnisverlust“ optimiert Stammzell-Produktion

Wissenschaftler in Wien und Harvard entdecken Schlüssel zur effizienten Herstellung von Stammzellen aus Körperzellen

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift NATURE berichten Wissenschaftler der Wiener Forschungsinstitute

IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie) und IMP (Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie) sowie der Harvard Medical School in Boston von der Entdeckung eines lang gesuchten Faktors, der die Umwandlung von ausgereiften Zellen in induzierte pluripotente Stammzellen (iPS Zellen) verhindert. Durch die Unterdrückung dieses Faktors konnte das Team das zelluläre Gedächtnis löschen, was die Rückprogrammierung von Körperzellen in Stammzellen wesentlich vereinfacht und beschleunigt.

Stammzellen haben das Potenzial, sich in jede der vielen spezialisierten Zellen unseres Körpers zu entwickeln. Dies macht sie zu einer einzigartigen Ressource für die biologische Forschung und die regenerative Medizin. Da solche pluripotenten Zellen normalerweise in Embryos vor der Einnistung in die Gebärmutter vorhanden sind, wirft ihre Gewinnung ethische Fragen auf. Die Geburt des Schafs „Dolly“ im Jahr 1996 bewies, dass die genetische Information aus reifen Körperzellen zur Herstellung von pluripotenten Stammzellen verwendet werden kann, aus denen dann ein komplettes Lebewesen entsteht. Im Jahr 2006 veröffentlichte der japanische Mediziner Shinya Yamanaka eine Methode, mit der Körperzellen durch Einbringen von vier Faktoren direkt in einen pluripotenten Zustand umprogrammiert werden können. Die Möglichkeit, auf diesem Weg sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS Zellen) zu gewinnen, revolutionierte die Stammzellbiologie und wurde 2012 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.