11.06.2012

Europäisches Frühmittelalter entschlüsseln

Pionierforschungsprojekt startet mit Tagung in Wien


Im Frühmittelalter formieren sich die Fundamente unseres gegenwärtigen Europa. Diesen Zeitraum als Basis unseres Heute entschlüsselt die Wiener Gruppe für historische Identitätsforschung rund um Prof. Walter Pohl bis 2016 im Zuge eines europäischen Pionierforschungsprojektes. Zum Start findet in einer Woche in der österreichischen Bundeshauptstadt ein zweitägiger Kongress statt.

Der Zeitraum zwischen 400 und 1200 n. Chr. gilt als einer der fesselndsten der Weltgeschichte sowie als Schlüssel zum grundlegenden Verständnis menschlicher Handlungsspielräume im komplexen Spannungsfeld von Religion, politischer Macht und ethnischer Zuordnung. Grund dafür ist laut Pohl, dass sich aus der Umwandlung des Römischen Reiches und der zunehmenden Bedeutung eines christlichen Geschichtsbildes heraus jene ethnische und religiöse bzw. politische Landschaft unseres Kontinents entwickelt hat, die "auch eineinhalb Jahrtausende später, sprich heute, prägend ist".

Zusammenhänge bisher wenig erforscht

Die Tagung trägt den Titel "Ethnicity and Christian Discourse in Early Medieval Europe". Im Zentrum stehen die bisher wenig erforschten, komplexen Zusammenhänge zwischen der Durchsetzung eines christlichen Geschichtsbildes und der zunehmenden Bedeutung politisierter, ethnischer Zuordnungen. Zum Kongress ab kommendem Montag, den 18. Juni, werden 30 führende Historiker/innen aus Europa, Kanada und den USA erwartet, darunter zahlreiche Nachwuchsforscher/innen. Unter den international hochkarätigen Vortragenden sind unter anderem die Historikerinnen Prof. Rosamond McKitterick von der Universität Cambridge sowie Prof. Mayke de Jong von der Universität Utrecht. Die Tagung wird im Theatersaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien Montag früh eröffnet und dauert bis Dienstag, 19. Juni, abends.

Sie ist Konferenzauftakt des "ERC-Advanced-Grant-Projektes" von Prof. Walter Pohl. Der Wiener Historiker gewann diesen höchsten Forschungspreis des "European Research Council" (Europäischer Forschungsrat, ERC) für grundlagenorientierte Pionierforschung im Vorjahr. Bis 2016 finanziert er damit ein durchwegs junges Team an Nachwuchshistoriker/innen. Das Gesamtprojekt nennt sich - so wie lateinisch für "Wissen" kurz "SCIRE" (Social Cohesion, Identity and Religion in Europe - 400-1200).


Weitere Informationen


Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Walter Pohl
Institut für Mittelalterforschung
Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
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Mag. Gabriele Rampl
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