Während des Ersten Weltkriegs kamen hunderttausende Kriegsgefangene unterschiedlichster Ethnien nach Österreich-Ungarn. Der Anthropologe Rudolf Pöch hat an mehreren Tausend von ihnen – Angehörigen der russischen Armee, britischer und französischer Kolonialtruppen, sowie Soldaten vom Balkan - anthropologisch-metrische Reihenuntersuchungen durchgeführt und dabei eine Praxis systematischer Fotodokumentation entwickelt.
Die Kulturanthropologin Britta Lange von der Humboldt-Universität zu Berlin, die 2008-2010 als Lise Meitner Stipendiatin am Institut für Sozialanthropologie der ÖAW forschte, analysiert Pöchs fotographische Praktiken und wie diese zur Entwicklung einer systematischen Massenfotografie führten. Jene kam nach und nach bei standardisierter Registrierung und Erstellung von Pässen zur Anwendung.
Britta Lange, die in ihrem Vortrag besonders auf das Spannungsverhältnis zwischen bürokratischer Dokumentation und Anders- bzw. Fremdsein eingehen wird, kommt auf Einladung des ÖAW-Instituts für Sozialanthropologie und des IFK – Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz nach Wien. Sie hält ihren Vortrag „Anthropologische Registrierung: Fotografische Techniken während des Ersten Weltkriegs“ im Rahmen der Reihe der ISA International Guest Lectures.