„Semper fröhlich, numquam traurig“ – Der Hofnarr Joseph Fröhlich (1694–1757)

Joseph Fröhlich aus Altaussee war ein populärer Hofnarr und Taschenspieler. Er machte Karriere am Hof des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken. Ein Porträt aus Anlass seines 330. Geburtstags.

Am Elbufer in Dresden erinnert eine Bronzeplastik an ihn, die bekannte Porzellan-Manufaktur Meissen widmete ihm zu Lebzeiten einige heute bei Sammlern und Dieben begehrte Porzellanporträts, und seit Juli 2019 steht in Altaussee ein „Denk-Mal“ – ein roter Narrenhut aus Bronze: Viel Ehre für Joseph Fröhlich, einen Müllergesellen aus Altaussee, dem es gelang, als Hofnarr und Taschenspieler am Hof des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken berühmt und wohlhabend zu werden.

Joseph Fröhlich, geboren am 18. Februar 1694 im Altausseer Ortsteil Puchen, war der Sohn der Altausseerin Ursula Gatterer, deren Familie eine Mühle an der Traunbrücke betrieb. Die spätere „Scheichlmühle“ ist heute ein Gasthaus an der Ortseinfahrt von Altaussee. Josephs Vater war der Krämer Wolfgang Fröhlich aus Steyr. Joseph erlernte das Müllerhandwerk, erhielt aber erst mit 17 Jahren den für das Erlernen eines Handwerks notwendigen „Legitimationsbrief“, vermutlich weil er ein uneheliches Kind war oder weil sich die Familie nicht darum gekümmert hatte. Schon während der Lehrzeit fiel er durch seine Späße auf. Nach der Lehre begab sich Fröhlich 1713 auf die Walz und zog durch Deutschland. Als Müllergeselle konnte er auch das Bäckerhandwerk ausüben. Auf der Wanderschaft erlernte er bei einem Schausteller Taschenspielertricks.

Fröhlich bei Hofe

Nach der Rückkehr nach Altaussee heiratete Joseph Fröhlich 1719 eine Zillertalerin. Bald nach der Geburt des Sohnes Jakob zog die Familie nach Oberfranken. Fröhlich trat auf Jahrmärkten und Veranstaltungen mit Zauberkunststücken auf. 1725 wurde er in Bayreuth von Markgraf Georg Friedrich Carl zu Brandenburg-Bayreuth als „Hofnarr“ aufgenommen.
Taschenspieler, Gaukler und Narren waren begehrte Unterhalter an den Höfen der Herzöge, Fürsten und Könige. Die Hofnarren kommentierten auch das politische Geschehen in „Hanswurstiaden“ und konnten sich viel mehr als andere Untertanen erlauben.

Die Schwester des Bayreuther Markgrafen, Christiane Eberhardine, war mit Friedrich August I. (1670–1733) verheiratet, der wegen seiner angeblichen Kraft und/oder der hohen Zahl seiner unehelichen Kinder „der Starke“ genannt wurde. Er war Kurfürst von Sachsen und als August II. ab 1697 König von Polen. So kam Fröhlich 1725 auch nach Dresden, wo er seine Kunststücke August dem Starken vorführte. In einer zeitgenössischen Beschreibung heißt es: „Der Fremdling erregte großes Aufsehen auf den Straßen, sintemal er im schwäbischen Bauernhabit, so in weißen Hosen und einem spitzen Hut besteht, auf einem kleinen schwarz-weiß gefleckten Tigerpferde einherreitet, auf der Brust das markgräflich-bayreuthische Wappen tragend. Er hatte die Ehre vor dem König aufzutreten ... Er habe dabei von niemandem gesehene Kunststücke aufgeführt.“

Im März 1727 kam das zweite Kind des Ehepaares Fröhlich auf die Welt, zwei Monate danach starb die Kindesmutter im Alter von 36 Jahren. Nur sechs Wochen später heiratete der Witwer in Bayreuth Eva Christiane Zöbler.

Graf von Saumagen

1727 begann Joseph Fröhlichs Karriere als königlicher Hoftaschenspieler bei August dem Starken. Er nahm an Reisen, Aufmärschen und Jagden des Königs teil, konnte seine gesellschaftliche Stellung am Hof ausbauen und gehörte zur „besseren Gesellschaft“ Dresdens. Sein Lebensmotto war „Semper fröhlich, numquam traurig“ („Immer fröhlich, niemals traurig“). Dieser Spruch findet sich auch auf dem Betonsockel seines Denkmals in Altaussee.

1728 begleitete Hofnarr Fröhlich August den Starken nach Berlin und Potsdam. Am Dresdner Hof trat Fröhlich häufig mit seinem Gegenspieler Gottfried Schmiedel, genannt Baron Schmiedel, auf. Bei Hof ging es nicht nur vornehm und gesittet zu. Fröhlich musste wie andere Hofnarren auch Prügel einstecken und war manchmal Spielball beim Fuchsprellen. Dabei wurden Füchse und gelegentlich auch Wildschweine von mehreren Männern auf einem Leder so lange in die Luft geschleudert, bis sie zu Tode „geprellt“ waren. Hin und wieder warf man auch den Hofnarren in die Luft. 1730 „verlieh“ König August dem dicken Altausseer Hofnarren ein Spottwappen und den scherzhaften Titel Graf von Saumagen.

Joseph Fröhlich hielt den Kontakt zur Heimat aufrecht. Den Winter 1731/32 verbrachte er in Aussee. 1735 erwarb er die alte Steinmühle am Meranplatz im heutigen Bad Aussee, verkaufte sie aber nach einem Brand 1753. Fröhlich war gebildet; in seinem Nachlass befanden sich 140 Bücher, neben Fachspezifischem (wie Mühlen- und Wasserbau, Medizin, Geschichte oder Religion) auch Werke der  Weltliteratur.

Königlich Polnischer Mühlenkommissar

Nach dem Tod Augusts des Starken am 1. Februar 1733 in Warschau übernahm sein Sohn und Nachfolger Friedrich August II. den gesamten Hofstaat, darunter Joseph Fröhlich, dessen Einfluss am Hof aber zurückging. 1742 erschien ein Druckwerk mit Spottversen über das Leben Fröhlichs. 1744 wurde Fröhlich zum Königlich Polnischen Mühlenkommissar ernannt. 1754 bekamen er und sein Sohn Jakob vom König in Marienmont bei Warschau eine Mühle und das Backrecht auf Lebenszeit verliehen. Zur Mühle gehörten eine Schenke und eine Landwirtschaft. Joseph Fröhlich blieb in Dresden und ließ sich 1755 ein Haus an der Augustusbrücke errichten, das er in Anspielung auf Schloss Moritzburg „Kleinmoritzburg“ nannte. Das Gebäude war später im Volksmund als Narrenhäusel bekannt und wurde im Februar 1945 beim verheerenden Bombenangriff der Alliierten auf Dresden zerstört. Heute erinnert an dieser Stelle ein Bronzedenkmal an den Hofnarren.

Während des Siebenjährigen Kriegs drangen preußische Truppen 1756 in Sachsen ein. Die Mitglieder des Hofstaats, darunter Joseph Fröhlich, verließen Dresden und zogen nach Warschau. Ein Jahr später, am 24. Juni 1757, starb der Hofnarr aus Altaussee im Alter von 63 Jahren in Marienmont bei Warschau. Viele seiner Scherze und Possen sind überliefert. Verewigt ist Joseph Fröhlich auch in Kupferstichen und anderen künstlerischen Darstellungen. Ein Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, aus dem Jahr 1747 zeigt den Hofnarren in steirischer Tracht neben anderen originellen Persönlichkeiten: „Der Kastrat Niccolo Pozzi, der Leibarzt Philippo Violante und der Hofnarr Joseph Fröhlich“. 1763 erschien in Dresden ein anonymer Druck mit dem Titel „Des berühmten und frommen Herrn Joseph Frölichs weiland Hoftaschenspielers zu Dresden, hinterlassener politischer Kehraus […]“. Darin kritisiert der Verfasser den sächsischen Hof, aber auch das sächsische Volk, das sich die Knechtschaft gefallen ließ. Dieses Werk wird Joseph Fröhlich zugeschrieben, seine Autorenschaft ist aber nicht sicher. In Dresden ist Joseph Fröhlich noch heute populär, nicht nur wegen seiner Späße, sondern auch wegen seiner Mildtätigkeit.

Eine Sammlung humorvoller Beiträge von Fröhlich erschien 1848 in München unter dem Titel „Semper lustig, Nunquam traurig!


Literatur: C. Willnau (Pseudonym für Carl W. Naumann), Hofnarr Fröhlich und seine Familie, in: Familiengeschichtliche Blätter (Leipzig) 38, 1940, H. 4/5, S. 65ff.; F. Hollwöger, Joseph Fröhlich (1694–1757) aus Aussee. Der Hofnarr Augusts des Starken, in: Blätter für Heimatkunde 23, 1949, H. 1, S. 11ff.; R. Rückert, Der Hofnarr Joseph Fröhlich. Porträts und Lebenslauf eines Dresdner Spaßmachers I–III, in: Kunst & Antiquitäten 5, 1980, H. 5, S. 42ff., H. 6, S. 56ff. sowie 6, 1981, H. 1, S. 57ff.; G. Kretschmann, Hof-Taschenspieler Joseph Fröhlich, 1996; G. Petrat, Die letzten Narren und Zwerge bei Hofe. Reflexionen zu Herrschaft und Moral in der frühen Neuzeit, 1998; M. Scheutz, Taschenspieler und Fädenzieher. Politische Bemerkungen eines Spaßigen. Der Ausseer Joseph Fröhlich (1694–1757) am sächsischen Hof, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 89/90, 1998/99, S. 129ff.; R. Rückert, Der Hofnarr Joseph Fröhlich 1694–1757, Taschenspieler und Spaßmacher am Hofe Augusts des Starken, 1998; W. Sabitzer, Ein Hofnarr aus Altaussee, in: Öffentliche Sicherheit, 2022, Nr. 9–10, S. 89f.; K. Reimann, Joseph Fröhlich, in: Sächsische Biografie (Zugriff 22. 1. 2024); Pfarre Bad Aussee, Steiermark.

(Werner Sabitzer)