Zwischen den Zeilen lesen

Zwischen den Zeilen zu lesen, ist bei der Interpretation historischer Quellen unerlässlich. Anhand von Beispielen aus der Forschungspraxis geben Kunst- und Musikhistoriker/innen des IKM Einblick in ihren Alltag und stellen die Vielfalt der Quellenbestände vor, mit denen sie täglich arbeiten. Diese reichen von Architekturzeichnungen, Stadtplänen und alten Fotos, die für die Rekonstruktion diverser Baustadien der Wiener Hofburg notwendig sind und in ein 3D-Modell der Residenz einfließen, bis zu handschriftlichem und gedrucktem Notenmaterial aus drei Jahrhunderten.
Obwohl die ältesten Musikdrucke aus dem späten 15. Jahrhundert stammen, waren handschriftliche Kopien bis ins frühe 19. Jahrhundert kostengünstiger und einfacher herzustellen. Die für den Wiener Hof arbeitenden Kopisten mussten nicht nur vorhandenes Material abschreiben, sondern auch aus den Partituren Einzelstimmen für die Aufführungen herausziehen. Bei der Langen Nacht der Forschung 2018 können Kinder (und alle anderen Interessierten) in die Rolle eines Hofkopisten schlüpfen, sich im Notenschreiben mit Feder und Tinte üben und zudem ihren Vornamen in Notenschrift festhalten.
Um bislang unentdecktes Notenmaterial geht es in dem Forschungsprojekt „Die Wien-Film 1938–1945“, das sich mit der Filmmusik des Studios während des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzt. Anhand von Filmstills und Noten wird das Zusammenwirken von Bild und Musik im nationalsozialistischen Kino Wiener Prägung vorgeführt. Dabei gilt es besonders, Techniken der Emotionalisierung aufzuzeigen.