Frühgeschichte der Musikwissenschaft

Die Entwicklung der österreichischen Musikwissenschaft als universitäre Disziplin ist das Thema dieses Projektes. Ausgehend von der ersten musikwissenschaftlichen Habilitation an der Universität Wien (Eduard Hanslick 1856; siehe auch das Hanslick-Projekt), liegt der Schwerpunkt bei Guido Adler (1855–1941) und der Wiener Schule der Musikwissenschaft. Untersucht werden die Ausformung einer eigenständigen musikwissenschaftlichen Methodik („Stilanalyse“), das Verhältnis zu anderen Disziplinen (v.a. Kunstgeschichte, Ästhetik, Philosophie, Naturwissenschaften), institutionelle Entwicklungen sowie Forscherbiographien. Als Vergleichsebene dient die Fachgeschichte, wie sie sich im deutschsprachigen Raum, aber – speziell seit der Gründung der Internationalen Musikgesellschaft im Jahr 1898 – auch darüber hinaus darstellt.

Die disziplinäre Entwicklung wird dabei stark vor dem Hintergrund politischer, sozio-ökonomischer, wissenschaftlicher, kultureller und künstlerisch-ästhetischer Veränderungen in der Spätzeit der Habsburgermonarchie sowie während der Ersten Republik gesehen. Diese Veränderungen führten letztlich auch zum Phänomen der Wiener Moderne, in deren Kontext die Musikwissenschaft verortet wird. Für den Aufschwung der Musikwissenschaft waren nicht zuletzt auch Netzwerke verantwortlich, die weit über Universitätskreise hinausreichten. Methodisch versteht sich das Projekt daher als trans- bzw. interdisziplinär und berücksichtigt Ergebnisse der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte und -theorie ebenso wie kulturwissenschaftliche Ansätze.

Seit 2013 wurden und werden folgende Spezialthemen bearbeitet: Adlers Konzept einer historischen und systematischen Musikwissenschaft (siehe oben das zweigeteilte Schema in Adlers programmatischem Aufsatz von 1885) sowie die Weiterentwicklung zur Stilforschung, die Rolle der Erforschung des Gregorianischen Chorals für die frühe Musikwissenschaft, die disziplinäre Verfestigung durch Gründung von Fachzeitschriften und Durchführung von Kongressen (siehe die historische Fotografie von 1909), die Kanonisierung des Musikrepertoires und die Idee musikalischer Denkmäler, die Haltung der Musikwissenschaft zum zeitgenössischen Musikschaffen (Wagner, Mahler, Schönberg) und Musikleben, Musikwissenschaft und Erster Weltkrieg, der Wert autobiographischer Quellen für eine Geschichte der Musikwissenschaft.

Publikationen und Vorträge zum Projekt

 

 

Projektleitung und Kontakt

Doz. Dr. Barbara Boisits


Laufzeit

Seit 2013


Finanzierung


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