Johann Joseph Fux (um 1660–1741) war als Autor des Theoriewerkes Gradus ad Parnassum (Wien 1725) eine musikgeschichtlich einflussreiche Persönlichkeit. Generationen von Komponisten, unter anderem Leopold Mozart, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, lernten die Grundlagen des kontrapunktischen Satzes nach Fux’ Methode. Fux galt bis ins 20. Jahrhundert als komponierender Theoretiker, von dem nur wenige geistliche Werke im historisierenden „stile antico“ bekannt waren.
Dieses stark reduzierte Bild von Fux wurde jedoch erst nach seinem Tod geprägt. Für seine Zeitgenossen war er hingegen als kaiserlicher Hofkapellmeister der ranghöchste Musiker im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, der mit seiner Musik einen wichtigen Beitrag zur Repräsentationspolitik der Habsburger leistete. Fux verfügte über eine ausgeprägte Stilsicherheit und große Anpassungsfähigkeit. Mit über 500 erhaltenen Werken in allen führenden weltlichen wie geistlichen Gattungen seiner Zeit ist Fux der bedeutendste österreichische Barockkomponist. Seine Kirchenmusik (insbesondere Messen, Requien, Oratorien), Opern und Instrumentalwerke legen ein Zeugnis davon ab, dass Fux die Ansprüche von drei Kaisern (Leopold I., Joseph I., Karl VI.) erfüllte und dass er sich universal auf die jeweiligen Aufführungsgegebenheiten einstellen konnte.
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Fux hatte sich systematisch vom Organisten über verschiedene Kapellmeister-Positionen am Stephansdom und am Hof bis hin zum Hofkapellmeister hochgearbeitet. Auf dieser Position prägte er als Komponist und „Manager“ der Hofmusik über ein Vierteljahrhundert lang die lokale, österreichische und zentraleuropäische Musikgeschichte. Zu seinen Schülern zählen die Wiener Komponisten Gottlieb Muffat und Georg Christoph Wagenseil ebenso wie der am Dresdner Hof tätige Jan Dismas Zelenka, der drei Jahre bei Fux studiert hatte.
An der seit 2008 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedelten Arbeitsstelle wird ab 2015 die neue Ausgabe Johann Joseph Fux – Werke erarbeitet. Die historisch-kritische Edition mit wissenschaftlichem Einführungstext, literarhistorischen Ausführungen zu den Libretti sowie Kritischem Bericht bereitet den Notentext zuverlässig für die Musikforschung wie für die Aufführungspraxis auf. In ihrem Konzept ist außerdem berücksichtigt, dass bei Fux die Überlieferungssituation durch starke Quellenstreuung oder unsichere Chronologie häufig komplex ist. Zudem existieren nur wenige Autographen; zuweilen schlägt sich die vielfältige Rezeptionsgeschichte in verschiedenen Fassungen nieder.
Die Plattform Fux Online bietet seit Juli 2016 umfassende Informationen zu Fux und seinem Werk und listet digitale Quellen auf. Weiters finden sich Hinweise und Ergänzungen zur Ausgabe Johann Joseph Fux – Werke sowie für die Musikpraxis bestimmtes Aufführungsmaterial (Open Access) in der Reihe Fux concertato.
Die Arbeitsstelle verfügt über ein Quellen- und Mikrofilmarchiv, eine Handbibliothek sowie Notenausgaben und Tonträger. Die über die Editionsarbeiten hinausgehende Forschung ist auf das Leben und Schaffen von Fux im Kontext des dynastischen Kunstverständnisses am Hof der Habsburger fokussiert. Darüber hinaus bildet die klangliche Umsetzung der editorisch erschlossenen Werke durch gezielte Rezeptionsförderung einen weiteren Schwerpunkt. Bei künstlerischen und wissenschaftlichen Fragen steht die Arbeitsstelle gerne zur Verfügung.
Hocker, Ramona (24.04.2018) Wienerisches Musicalium? Versuch eines Pressespiegels für den Hofkapellmeister Johann Joseph Fux. Vortrag bei: Vom Diarium zum Digitarium. Digitaler Datenschatz für die geisteswissenschaftlichen Disziplinen, Wien/AUSTRIA.
Hocker, Ramona (09.12.2017) Philologie des Unpräzisen. Inspirationen aus den Graubereichen von Notation und Überlieferung bei Johann Joseph Fux. Vortrag bei: Musik in Österreich von 1564 bis 1740, Graz/AUSTRIA.
Hocker, Ramona (27.02.2017) Des Widerspenstigen Zähmung. Fux-Forschung an der ÖAW. Vortrag bei: Buchpräsentation Fux (Johann-Joseph-Fux-Gesellschaft), Graz/AUSTRIA.
Hocker, Ramona (04.10.2016) Einblicke in die Editionsarbeit. Vortrag bei: Präsentation Johann Joseph Fux - Werke, Band A/I/1, Wien/AUSTRIA.
Hocker, Ramona (13.06.2016) Editionstechnik analog (und digital). Vortrag bei: Praktikum: Digitale Musikedition mit MEI, Institut für Musikwissenschaft, Universität Wien/AUSTRIA.
Hocker, Ramona (15.03.2016) Noten, Klammern, Kommentare: J. J. Fux in der Philologie. Vortrag bei: Seminar: Johann Joseph Fux, KUG Graz/AUSTRIA.
Hocker, Ramona; Schwob, Rainer J. (18.02.2016) Fux durchs Schlüsselloch: Komposition und Revision in Messvertonungen. Vortrag bei: Textrevisionen. 16. internationale Tagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition, Graz/AUSTRIA.
Hocker, Ramona; Rausch, Alexander (18.11.2015) Johann Joseph Fux - Werke. Posterpräsentation bei: Analyse - Interpretation - Aufführung - Performance. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Musikwissenschaft 2015, Graz/AUSTRIA.
Erdmann, Guido (13.07.2013) Wiener Einflüsse? Zu den Te Deum-Vertonungen von Caldara, Fux und Zach. Vortrag bei: Johann Zach zum 300. Geburtstag. Zur Rezeption sogenannter "vorklassischer" Kirchenmusik durch die Jahrhunderte (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum), Innsbruck/AUSTRIA.
Erdmann, Guido (02.12.2011) "Made in Styria" - Das Produkt "Johann Joseph Fux" und seine Etiketten. Vortrag bei: "Synthese Österreich". Die Bundesländer und die musikalische Identität der "Alpenrepublik" (Österreichische Gesellschaft für Musikwissenschaft; Kommission für Musikforschung), Wien/AUSTRIA.
Projektleitung und Kontakt
Editionsleitung
em. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Gernot Gruber, w. M.
Univ.-Prof. i. R. Dr. Herbert Seifert
Mitarbeiterin
Finanzierung
Langzeitprojekt 2015–2027
Kooperationspartner