15.05.2022

Medizin in den Schlagzeilen

Eine Langzeitanalyse


Massenmedien bilden Realität nicht ab, sondern prägen durch Selektion und Interpretation das Bild, das Menschen von der Realität haben. Deshalb steht wissenschaftliche – und damit auch medizinische – Evidenz, die Validitätskriterien folgt, häufig in einem Spannungsverhältnis zur Herstellung öffentlicher Aufmerksamkeit durch journalistische Auswahl- und Darstellungskriterien. Dennoch ist unbestritten, dass die Medienberichterstattung Einfluss auf die Art und Weise hat, wie wir über Gesundheit denken und in gesundheitlichen Angelegenheiten handeln. Das Wirkungspotenzial der Medien in medizinischen Fragen sollte schon deshalb nicht unterschätzt werden, weil Gesundheit seit Langem zu den fünf wichtigsten Anliegen der Österreicher:innen gehört, seit 2016 rangiert sie sogar an zweiter Stelle (nach den Lebenshaltungskosten). Vor diesem Hintergrund fragt Gabriele Melischek  in einer neuen Studie nach der medialen Konstruktion von Gesundheit und Krankheit in den Schlagzeilen der Kronen Zeitung von 1959 bis 2019. Als eine der im internationalen Vergleich reichweitenstärksten Tageszeitungen prägt sie zu einem hohen Grad das Bild der Medizin in der Öffentlichkeit. Immerhin betreffen rund 19 Prozent aller Titelgeschichten direkt oder indirekt medizinisch relevante Themen. An Beispielen der am häufigsten thematisierten Erkrankungen – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Schwangerschaftsprobleme und Infektionserkrankungen – wird dargestellt, unter welchen Perspektiven die Erkrankungen vermittelt wurden und wie sich Ausmaß und Art der Berichterstattung im Zeitverlauf veränderten.

Der Beitrag ist in Band 6 der Buchreihe „650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert“, einer Publikation der Arbeitsgruppe Geschichte der Medizin und Medical/Health Humanities der ÖAW-Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften erschienen. Er ist kostenfrei zugänglich.
 


Kontaktperson: Gabriele Melischek