Herrscherrepräsentation in öffentlichen Räumen

Arbeitsgruppenleitung
Doz. Dr. Herbert Karner

„Repräsentation ist die Vergegenwärtigung von Abwesendem oder Unsichtbarem im Raum sozialer Beziehung mit Hilfe von Medien vielfacher Art (Körper, Kleidung, Sprache, Text, Wappen, Inschrift, Bild, Porträt, Thron, Brief, Geschenk) oder von symbolischer Interaktion bzw. statischer oder performativer Kommunikation (Architektur, Raumordnung, Einzug, Prozession, Fest und Feier)“ [Werner Paravicini 2014].

Diese soziologisch geprägte historische Definition der Repräsentation verfolgt ein umfassendes Konzept, mit dem mehrere Fachdisziplinen angesprochen werden. In den laufenden und künftigen Untersuchungen erfährt dieses eine mehrfache Einschränkung bzw. Zuspitzung auf die symbolische Vergegenwärtigung (Darstellung) von realer Macht bzw. des Anspruchs auf Macht der Habsburgischen Dynastie. Gegenständlich sind Objekte in unterschiedlichen Räumen der Öffentlichkeit von Städten in den Herrschaftsgebieten der Dynastie: dauerhafte und ephemere, profane und sakrale Architekturen sowie Kunstwerke der Ausstattung (Wappen, Bild, Skulptur, Deckenmalerei, Inschriften, Reliefs, etc.).

Für die Repräsentationsforschung erweist sich weiters die Kartografie der frühen Neuzeit als hervorragendes Medium. Egal ob als Stadt- oder Landkarten – sie visualisieren immer öffentliche Räume, und stehen damit häufig im Interesse der Mächtigen. Auf ideale Weise sind Karten geeignet, den Zusammenhang von Raum und Herrschaft über die in Anwendung genommene Bild-Text-Sprache zu untersuchen.

Das Besondere an den Untersuchungen ist neben dem methodischen Zugang der Generalblick auf das gesamte Herrschaftsgebiet der Habsburger, der darauf abzielt, die Unterschiede, Verbindlichkeiten und übergeordnete Kriterien einer gemeinsamen habsburgischen Repräsentationskultur des Visuellen in den drei Machtbereichen Böhmen – Österreich – Ungarn herauszuarbeiten.

Das NFG-Projekt Corpus Vitrearum – Medieval and Modern Stained Glass in Austria läuft seit März 2015. Es sieht auf Grundlage des internationalen Forschungsunternehmens Corpus Vitrearum Medii Aevi (CVMA) neben der Bearbeitung der österreichischen Glasmalereibestände des Mittelalters eine inhaltliche Ausweitung der Glasmalerei nach 1800 vor. An der Ausarbeitung der Richtlinien für die Glasmalerei-Forschung nach 1800 sowie am internationalen Datenbank-Komitee des CVMA wird teilgenommen. Die Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt und seinen Restaurierwerk­stätten ermöglicht die einzigartige Zusammenführung von kunstwissenschaftlicher Grundlagen­forschung und restauratorischer Betreuung und Technologie.