Die Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der ÖAW lädt ein zur Präsentation von Neuerscheinungen zur…
Hermann Cohen und die Religion

In ihrem hohen Alter schrieben sowohl Kant (1724-1804) als auch Hermann Cohen (1842-1918) ein Buch über Religion. Während Kant den Vernunftbegriff beibehält, den die Griechen in Anbetracht des Kosmos entwickelt haben, und dann versucht, ihn mit dem christlichen Glauben in Einklang zu bringen, schlägt Cohen schließlich einen Vernunftbegriff vor, den die Juden in Anbetracht des Heiligen (Qadosh) entwickelt haben, d. h. einen Gott, dessen positive Eigenschaften nur die ethischen sind.
Die Philosophin Irene Kajon von der Università degli studi di Roma la Sapienza nimmt bei der 4. Hermann Cohen Lecture beide Ansätze in den Blick und beleuchtet zudem die Entwicklung des Kant-Schülers Cohen. In ihrem Online-Vortrag zum Thema "Religion within the limits of reason alone or religion of reason? The role of Jerusalem and Athens in Kant's and Hermann Cohen's thought of religion" arbeitet sie heraus, dass beide Philosophen religiös waren, Kant aber eine Interpretation der Religion im Lichte der Philosophie bietet, die sich in erster Linie mit einer Reflexion über das Sein identifiziert. Cohen hingegen gibt eine Interpretation der Philosophie im Lichte der Religion, die sich mit einer Reflexion über das Sollen identifiziert - ein anti-anthropozentrischer Ansatz, den Irene Kajon für zeitgemäß erachtet.
Die "Hermann Cohen Lectures" wurden von der Arbeitsgruppe "Hermann Cohen und der kritische Idealismus im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart" der ÖAW-Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften initiiert.
Konzept und wissenschaftliche Leitung der Hermann Cohen Lectures:
w.M. Emer. O. Univ. -Prof. Dr. Hans-Dieter Klein
w.M. Univ.-Prof.in Patrizia Giampieri-Deutsch
Meeting-ID: 655 0569 8884
Kenncode: LZY5Zt