Wiener Studien - Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen der Wiener Studien 112 (1999)


Griechenland. Ein Führer zu den antiken Stätten. Von Peter C. Bol, Wolf-Dietrich Niemeier und Robert Strasser. Stuttgart: Reclam 1998. 565 S. 102 Abb. und Pläne, 7 Karten ISBN 3-15-009627-8

Das Buch gibt Basisinformationen mit Angaben zu den sichtbaren Überresten in der Landschaft und in Museen, den (antiken und aktuellen) griechischen Ortsnamen, mit einem Zeitrahmen von der kretisch-mykenischen Zeit bis in den Hellenismus. Es fehlen zumeist Angaben zur Grabungsgeschichte, und es fehlen auch weiterführende Informationen, die touristische Interessen befriedigen könnten (z. B. mittelalterliche und neuzeitliche Verwendung von Ruinenstätten). Die Informationen sind knapp, aber gut ausgewählt; hervorzuheben ist der ausgezeichnete Abriß der griechischen Geschichte, ergänzt durch eine detaillierte Zeittafel, sowie Pläne und Register. Das im vorgegeben Rahmen gewiß Beste sind die Darstellung von Kreta und die Angaben zur kretisch-mykenischen Zeit von W.-D. Niemeier; sehr oberflächlich dagegen und mit Irrtümern aufgeladen ist die Behandlung des Dionysostheaters und der Theatergeschichte in Athen (114f.). Wie oft bei solchen Büchern stellt sich beim Lesen alsbald der Wunsch nach zusätzlichen Informationen ein, der freilich konsequent nicht erfüllt wird. Dann denkt man, daß sich im Ganzen doch nicht alles so zusammenkürzen läßt, daß es in jede Tasche paßt.
Nachdenklich stimmen den Benutzer vielleicht einzelne kritische Bemerkungen zur Genese dessen, was man heute sehen kann, etwa wenn bei der Beschreibung der athenischen Agora darauf verwiesen wird, daß die verdorrte Trümmerstätte, die nur mit einem Ausgrabungsplan zu lesen ist, bis Anfang der 30er Jahre dieses Jh. noch von Leben erfüllt und bewohnt war und bei der Errichtung von Häusern Altes und Neues sich ineinander gefügt hatte, ehe die amerikanischen Grabungen die Bewohner zur Absiedelung nötigten (vgl. 123 und 137).
Herbert Bannert
 

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