Wiener Studien - Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen der Wiener Studien 112 (1999)


Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon. Reprograph. Nachdruck d. Ausgabe Leipzig 1770. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1996. LIV S., 2502 Sp., XXXI Tab. ISBN 3-534-13053-7

Dieses Handbuch, in den Zwanzigerjahren des 18. Jh. erstmals veröffentlicht und 1741 nochmals aufgelegt, erfuhr durch J. J. Schwaben eine gründliche Überarbeitung, die, mit nunmehr noch größerer Berücksichtigung der antiken Originaltexte, im Jahr 1770 erschienen ist. In dieser Auflage war aber auch eine Reihe von Forschungsergebnissen, die seit den großen und oftmals nachgedruckten Handbüchern des 16. Jh. (von Lilio Gregorio Giraldi, Natale Conti und Vincenzo Cartari) erzielt wurden - so etwa P. E. Jablonskis Pantheon Aegyptiorum (Frankfurt 1750) -, eingearbeitet. Der große Erfolg dieser 3. Auflage zeigt sich schon darin, daß diese Mythologie in den Folgezeiten immer nur als 'Der Hederich' bezeichnet wurde. Seine große Bedeutung liegt aus heutiger Sicht nicht nur darin, daß er einen Markstein in der Linie der neuzeitlichen Forschung über antike Mythen darstellt, sondern vor allem auch in seinem Einfluß auf die Literatur des 18. und 19. Jh., besonders auf die deutsche Klassik. Viele Werke der Goethezeit und der folgenden Generationen wären, wie wir aus Selbstzeugnissen von Schriftstellern wissen, ohne dieses Handbuch nicht (oder jedenfalls nicht so, wie wir sie kennen) geschrieben worden.
Schon 1967 hat die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Hederichs Lexikon nachgedruckt, und es ist dem Verlag zu danken, daß er nun nochmals, in Form einer Sonderausgabe, der Forschung (aber auch einem interessierten Publikum) diese wichtige Grundlage neuzeitlicher Literatur bequem an die Hand gibt.
Christine Harrauer
 

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