Wiener Studien- Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen


Gabriella Moretti, Gli Antipodi. Avventure letterarie di un mito scientifico. Parma: Nuova Pratiche Editrice 1994. 182 S. Abb. (Nuovi Saggi. 115.) ISBN 88-7380-269-9

Dieses hübsch gestaltete Bändchen beschäftigt sich mit dem im Bereich zwischen Mythos und Naturwissenschaft angesiedelten Thema der Antipoden. Die Verf. behandelt nach einer knappen Einleitung die Entstehung der Antipoden-Hypothese aus mythischen Kosmologien und verfolgt sodann die Entwicklung und die unterschiedlichen Interpretationen und Ausformungen des von ihr so bezeichneten "mito scientifico" in technischen, geographischen und vor allem, dem Untertitel ihrer Studie "Avventure letterarie di un mito scientifico" entsprechend, literarischen Texten der Antike, die Einwände des Christentums und das Weiterleben des Motivs in der lateinischen und volkssprachlichen Literatur des Mittelalters bis zu einer neuen Blüte in der (frühen) Neuzeit, im besonderen im Zeitalter der großen Entdeckungen (ein eigenes Kapitel gilt dem Thema "Gli Antipodi e Cristoforo Colombo: Impero e Redenzione universale"). Dabei gelingt es der Verf., das - für heutige Begriffe - zwar entlegene, aber hochinteressante und wirkungsreiche Thema in ansprechender und auch für Nicht-Spezialisten lesbarer Form zu präsentieren. Den Nutzen der Studie für Fachwissenschaftler gewährleisten reichliche Anmerkungen mit Belegstellen und Quellenangaben sowie dem Originalwortlaut der innerhalb des Textes nur in Übersetzung angeführten lateinischen und griechischen Zitate und nicht zuletzt eine umfangreiche Bibliographie. Den positiven Gesamteindruck vervollständigen zahlreiche Abbildungen, deren Qualität jedoch leider manchmal zu wünschen übrig läßt (v. a. die Beschriftungen mittelalterlicher mappae mundi sind oft nahezu unleserlich).

Margit Kamptner

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